Ich erwachte um 4.30 Uhr am frühen Morgen, obwohl ich so gut wie noch nie auf dieser Reise geschlafen hatte. Mit einer Österreicherin namens Ulli teile ich mir das Zelt und im Gegensatz zur sargengen Rotelkabine vermittelte dieses das Gefühl eines weiträumigen Palastes. Die letzten noch glühenden Holzscheite werden gerade vom Chief unserer farbigen Freunde zusammengestoßen und neu entfacht für den morgendlichen Kaffee. Unsere "local guides" hatten die ganze Nacht zwei Wachposten abgestellt, die in unregelmäßigen Abständen den Boden des Lagers abklopften um Schlangen, Skorpione und auch die hörbar nahen Flusspferde abzuhalten.
Meine Verdauung verschob ich mental gleich mal auf den nächsten Tag, wenn ich wieder in der Zivilisation bin und meinen Allerwertesten nicht über irgendwelche dunklen Schlangengruben halten muss.
Innerhalb einer halben Stunde wurden auch alle anderen wach und so rüsteten wir uns zu unserem erneuten Wildbeobachtungsspaziergang noch vor Beginn des Sonnenaufgangs. Wir sind uns dabei alle einig, dass ständiges Duschen, Zähneputzen oder gar Unterwäschewechsel heutzutage vollkommen überbewertet werden.
Nun mache ich es mal wieder kurz:
Die saufrühe Wildbeobachtung zeigte uns, dass auch alle "Little Five" schon wieder putzmunter unterwegs sind, während die "Big Five" vermutlich noch in ihren Kojen schlummerten. Ergo entdeckten wir einen Haufen Tierspuren und einen noch größeren Haufen an deren Scheiße. Ich könnte mich demnächst bei Wetten Dass bewerben, indem ich jedes afrikanische Tier an seinen Ausscheidungen erkenne. Immerhin sahen wir die Überreste eines gerissenen Springbocks hoch oben in den Ästen eines Kameldornbaumes, den der Leopard dorthin geschleppt hatte.
Ein einsames, erschrecktes Warzenschwein kreuzte unseren Weg, dessen entsetzter Blick auf die durch die Wildnis stampfende Gurkentruppe Bände sprach. Vermutlich haben uns sämtliche andere Wildtiere bereits auf zehn Kilometer Entfernung gerochen.
Zurück im Lager erfreuen wir uns immerhin an einem so einfachen wie köstlichen Frühstück im Busch. Sogar unser Großwildjäger war noch an Bord und wir hatten tatsächlich keine Verluste zu melden. Doch plötzlich bricht die Weltreisende mit ihrer hohen Quäkestimme gleichzeitig mit allen Männern unserer Gruppe einen Streit vom Zaun: Sie hielte das unmögliche Schnarchen nicht mehr aus und daher erwarte sie jetzt, dass sich gefälligst alle so umbetten, dass möglichst kein Mann mehr in ihrer unmittelbaren Nähe schläft. Davon abgesehen, dass dieses rein rechnerisch schon nicht möglich gewesen wäre, fragt sich natürlich jeder, warum die weltreisende Hyäne als einzige keine Oropax mitgenommen hatte. Also mal ehrlich, aber "Big Brother" im Fernsehen ist echt ein lahmer Kindergeburtstag gegen das hier!
Während der Umgangston erheblich lauter und rauher wird, versucht Adrian, unser schweizer Stuart von der Swiss Air, gewohnheits- und berufsbedingt die Wogen elegant zu glätten. Er ist eindeutig der höflichste Reisegefährte und räumt sogar umliegende Äste im Dschungel zur Seite, damit alle unfallfrei passieren können. Leider vergaß er auch Ameisenbärenlöcher abzudecken. Ich bin da allerdings um ein Vielfaches einfacher gestrickt und schnauze die Hyäne an, dass jeder, der eine Rotelreise bucht, eben auch eine solche bekommt.
Schlussendlich bleibt alles beim Alten und der erste Gruppenkoller ist beendet.
Der Chief und seine Jungs geleiten uns sicher in einer zweistündigen Mokorofahrt durch das unbeschreiblich weite und schöne Delta zu unseren wartenden Jeeps zurück.
Auf der Buckelpiste zum Rotel in Maun hat sich einzig ein kleiner Blutegel als blinder Passagier mit eingeschlichen und krallt sich nun oben auf einer Sitzkante fest, um sich auch mal die Luft der großen weiten Welt um die Nase blasen zu lassen. Wieder in der Zivilisation angekommen, stürzen beinahe alle gleichzeitig wie ein Heuschreckenschwarm in das zum Camp gehörende Swimmingpool oder belagern die Duschen.
Danach stärken wir uns im Restaurant eines naheliegenden Hotels, wobei einige noch dort direkt am Tisch vor Erschöpfung einschlafen.
Die Hitze ist so schwül und drückend, dass unsere Kleidung nicht mehr trocken wird. Bis jetzt hatten wir keinen einzigen Tropfen Regen erlebt, aber nun hören wir im Hintergrund ein angsteinflößendes Donnergrollen. Wer schon mal ein Gewitter in den Tropen erlebt hat, der weiß wovon ich rede.
Trotz einsetzenden starken Windes bleiben wir verschont und das Gewitter zieht an uns vorbei.
Zur Feier des Tages spendiert uns am späten Abend die Rotel Reiseleitung in einem eleganten Hotel ein exklusives Dinner unter dem Sternenhimmel des Südens. Glücklich und zufrieden kriecht danach jeder wieder in seine Rotelkabine in gewohnter Sarggröße und schläft voller Erlebnisse ein.
Wirklich alle?
Nun, wir wissen nicht, ob auch unsere weitgereiste Hyäne ins Land der Träume fand oder ob sie noch auf der Suche nach Ohrstöpseln ist. Allerdings kann sie ja immer noch auf die künftige Altersschwerhörigkeit hoffen, die ja sonst einwandfrei bei ihr funktioniert.
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