Wir können unser Glück kaum fassen, denn heute dürfen alle eine halbe Stunde länger schlafen, da wir 'Croc Valley' erst gegen 9.30 Uhr verlassen werden. Die grausame Realität holt uns jedoch zu gewohnt früher Stunde wieder ein. Noch vor Sonnenaufgang schrecke ich durch ein lautes Poltern und Klirren aus dem Schlaf hoch. Auch andere Rotelianer werden dadurch wach und versuchen so wie ich dieses Geräusch zu orten.
Plötzlich rumpelt es oben auf dem Busdach und schrille Schreie hallen durch den dämmernden Morgen.
Affentheater!
Die dreisten Makaken haben unsere Reis- und Fleischreste von gestern Abend entdeckt, da wir vor lauter Müdigkeit vergessen hatten, die Töpfe samt Inhalt affensicher wegzuschließen. "La grande bouffe!", die Schlacht ums Buffet hat begonnen.
Pfeilschnell springen die flinken Diebe aus den umherstehenden Tulpenbäumen, hangeln sich zum großen, reisgefüllten Topf vor und langen beherzt und vor Schadenfreude kreischend hinein. Ältere Affenbrüder und Schwestern wollen ihnen diese Beute jedoch streitig machen und fangen an, unsere Fleischreste wie Steinschleudern zu benutzen. Diese lumpigen Rabauken sind einfach nicht zu stoppen und außerdem scheinen es immer mehr zu werden. Die ersten Piraten entern gerade das Dach des Rotels, während andere über unsere Tische poltern und Stühle umkippen. Offensichtlich benehmen sich auch vierbeinige Teenager wie kleine Terroristen.
Während dieser unangekündigten Varietévorstellung versammeln sich bald alle Rotelianer in den ausgefallensten bis gruseligsten Schlafutensilien und starren wie gebannt dieser Life-Show zu. Rufe nach Popcorn werden laut und sogar Schnappfisch, die in ihrer rosa Unterwäsche neben mir steht, welche sie allerdings auch nicht femininer erscheinen lässt, stupst mich schwach lächelnd an. Dann reicht sie mir ihren silbernen Flachmann rüber, nachdem sie wie üblich vor dem Frühstück einen kräftigen Schluck davon genommen hat. Schnappfisch ist eben ein ganzer Kerl und ich verwildere mittlerweile auch schon!
Nur unser Tropendoc verschläft die gesamte Affenrevue, da er doch tatsächlich kränkelt und Braunchen hat sich im Camp-Klo versteckt, da sie nicht genau weiß, ob diese Affenart nun giftig ist oder nicht.
Was wir jedoch alle nicht bemerkt haben, da unsere ganze Aufmerksamkeit auf die dreisten Meerkatzen gerichtet ist, sehen wir erst nachdem sich Theo zufällig umdreht, weil er sich die Zähne putzen wollte.
Sein gesamter Kommentar über das was er dabei sieht, beläuft sich allerdings auf ein relativ ersticktes: "Äh .... oh!"
Trotz ihrer hünenhaften Größe und dem tonnenschweren Gewicht hört man oftmals ihr Herankommen überhaupt erst in letzter Sekunde. In majestätischer Ruhe betreten nun die Urwaldriesen leise die Bühne.
Vorhang auf für den sanften Goliath des Dschungels. Eine kleine Elefantenherde mit zwei Jungtieren marschiert soeben ins Camp ein und grast friedlich das noch vom Tropenregen frische Grün. Allerdings ist nun höchste Vorsicht geboten. Wenn so eine Elefantenfamilie in Bewegung gerät, dann gibt es absolut nichts, was man ihnen in den Weg stellen könnte.
Vom nahen Luangwa-River hören wir das gewohnte Hippo-Grunzorchester und vorlaute Froschgequake, umrahmt von einer ausgefallenen Krokodildekoration entlang des Flusses, während fleißige Termiten emsig und mit militärischem Drill bereits die weit verstreuten Essensreste um unseren Frühstücksplatz aufräumen.
Nach all den frühen Aufregungen brechen wir nun endgültig unser Lager in Croc Valley ab und begeben uns in nordöstliche Richtung. Allerdings stehen uns neue Probleme bevor. Eigentlich hätten wir heute die Grenze zum Nachbarland Malawi überschreiten sollen und am Abend deren Hauptstadt Lilongwe erreicht, doch derzeit ist die Wirtschaft des kleinen, bitterarmen Landes völlig zusammengebrochen.
Somit ist es nicht mehr möglich offiziell an Devisen zu gelangen, da die Währung so instabil geworden ist, dass sie täglich kippen könnte. Auch Benzin und Diesel kann man nirgendwo mehr in Malawi kaufen. So bleibt uns nichts anderes übrig, als einen Zwischenstopp in der grenznahen Stadt Chipata einzulegen, um uns dort mit ausreichend LKW-Diesel einzudecken und auf dem nun blühenden Schwarzmarkt teuer Geld zu tauschen.
Die letzte Nacht in Sambia verbringen wir in einem recht außerhalb der Stadt gelegenen Camp.
Noch ausgelaugt von drei beinahe schlaflosen Nächten suchen viele Rotelianer dieses Mal ihre heimelige Schlafstätte in bekannter Vogelnistkastengröße wesentlich eher auf.
Unser taffer Medizinmann legte sich noch vor dem Abendessen all seiner körperlichen und meditativen Kräfte beraubt in seine Koje und bedauert sich vermutlich gerade selbst, da nicht eine einzige Reisegefährtin ihn bemitleiden wollte. Sogar Braunchen nicht, die offensichtlich just den Weg zur Emanzipation eingeschlagen hat. Ich empfehle ihm mit dem Ausdruck größter Besorgnis sich doch einen ortsansässigen und niedergelassenen Woodoo-Master zu nehmen.
Als sollten meine Worte unterstrichen werden, hören wir in weiter Entfernung das tiefe Grollen eines Tropengewitters während die untergehende Sonne ihre letzten Lichtstrahlen ausknippst.
Gute Nacht verrücktes Rotel-Asylantenheim.
"Seele von Afrika"
Samstag, 31. Dezember 2011
29.12.2011 Und der Himmel öffnet sich ...
Erschreckt fahre ich schweißgebadet irgendwann in der Nacht hoch. Es herrschen immer noch Temperaturen um die 30 Grad und ein lautes Geräusch riss mich soeben aus einem dösigen Schlaf heraus. Irgendwie kommt mir allerdings dieser stark hallende Klopfton bekannt vor. Die Hyäne hämmert schon wieder gegen die Schlafwände! Für einen Moment setzen auch tatsächlich alle Schnarcher gleichzeitig aus, gefolgt von einer beinahe unheimlichen Ruhe, um dann Minuten später wieder im Gleichklang einzusetzen. Ich brauche hingegen gefühlte Stunden, um überhaupt in einen erneuten Erholungszustand zu gelangen. Doch nach einer gewissen Zeit wiederholt sich das nächtliche Spektakel. An Schlaf ist nun nicht mehr zu denken und für mich ist klar, dass ich die Hyäne morgen früh zur Strecke bringen werde.
Um 4.30 Uhr quälen sich alle aus ihren verschwitzten Brutkästen heraus, da uns heute zwei Jeepsafaris erwarten. Die erste soll vor Sonnenaufgang beginnen, die zweite wird in der Dämmerung stattfinden.
Der unversöhnlichen Hyäne bläst trotz der ansteigenden Temperaturen sogleich ein kollektiver, äußerst kalter Wind ins Gesicht und sie kann sich glücklich schätzen, wenn sie bei unserem Ausflug nicht irgendeinem magersüchtigen Löwen zum Fraß vorgeworfen wird.
Noch in völliger Dunkelheit versammeln sich draußen alle Reisegefährten, um ein karges Frühstück einzunehmen, da wir mindestens vier Stunden im Dschungel unterwegs sein werden. Doch in diesem Augenblick passiert es:
Der Himmel über dem South Luangwa Nationalpark öffnet sich und ein Tropengewitter gewaltigen Ausmaßes entlädt seine ganze aufgestaute Energie quasi direkt über unserem Frühstücksbuffet.
Der gesamte staubige Krümelkaffee, Pulvermilch und Kakao schwimmen als bunte Melange vom Tisch, das knautschige Pappweißbrot findet zu seiner Teigurgestalt zurück und die offen stehenden Konserven quillen wässrig wie randvolle Regentonnen über. Die gestern Abend noch schnell handgewaschene Wäsche hängt triefend nass auf der Leine und der leuchtend rote Sandboden des Camps verwandelt sich umgehend in eine Landschaft aus tiefen Pfützen und kleinen Seen, die sich beim Betreten wie ein Harzer Moor verhalten.
Ich würde die folgende, frühmorgendliche Jeepsafari im Dschungel einem Überlebenstraining der 'Marine Seagulls' gleichsetzen.
Durch riesige Schlammlöcher kämpfend werden wir schon wieder wie im Schleudergang einer Waschmaschine durchgerüttelt und dennoch erblicken wir dabei eine herrlich vielfältige Fauna und Flora, während uns der warme Tropenregen aus allen Himmelsrichtungen ins Gesicht peitscht. Sogar die heute nur noch sehr seltene und mit rund 500 Exemplaren vor dem Aussterben bedrohte Thornicroft-Giraffe huldigt uns mit ihrem Erscheinen. Lustige Hippos tummeln sich mit ihren Kindern im sich nun füllenden Luangwa-River, während sämtliche Affenfamilien sich zwar über die gehäufte Feuchtigkeit reichlich pikiert verhalten, aber dennoch wie alles andere Wild an der nötigen Abkühlung erfreuen.
Zu guter Letzt entdecken wir etwas abgelegen eine vollkommen entspannte und in sich ruhende Tüpfelhyäne, die sich weder durch die Nässe noch durch einen Haufen verwahrloster Rotelianer in ihrem Schlaf stören lässt!
Gegen Mittag reißt der noch grau verhangene Himmel unmittelbar wieder all seine Pforten auf; dieses Mal jedoch um die gewohnt satten und wärmenden Sonnenstrahlen erneut über Sambia zu schicken, welche rasch die letzten Regenwolken im Nirwana verdampfen lassen. Bereits kurze Zeit später erreichen die Temperaturen ihren Höchststand von gestern, so als wäre nichts gewesen.
Nach ein paar Stunden Rekonvaleszenz starten wir hochmotiviert zu unserer Abend- und Nachtsafari. Leider haben sich trotz des wolkenlosen Himmels und der sich ausbreitenden Hitze die Pistenverhältnisse in keiner Art und Weise verbessert. Aber was solls? Meine Knochen haben in den vergangenen zwei Tagen komplett ihren embrionalen Werdegang noch Mal durchlebt, so dass es auf ein paar zusätzliche blaue Flecken nun auch nicht mehr ankommt.
Und wir werden so belohnt dafür: Neben dichtbehaarten Wasserböcken, die ein wenig an Rentiere erinnern, filigranen Impalas und unzähligen, imposanten Elefanten bestaunen wir ebenso putzige Affengroßfamilien sowie viele verschiedene Vogelarten in den schillernsten Farben.
Zwei Stunden später recken sich in der untergehenden Sonne wie zum Gruße die dickwanstigen Hippos tief grunzend aus dem Lunangwa-River heraus und präsentieren ihr weit aufgerissenes Maul.
Kaum ist die Sonne hinter dem Horizont verschwunden, legt sich innerhalb von ein paar Minuten die Dunkelheit wie ein schwarzes Tuch über den South Lunagwa Nationalpark und lockt dadurch das nachtaktive Wild hervor. Im Lichtkegel eines starken und von einem farbigen Parkranger während der Fahrt geschwenkten Scheinwerfers schleicht sich ein kleiner, geschmeidiger Mungo davon. Die possierlichen Tierchen sehen aus wie die Miniaturausgabe eines Waschbären und nehmen es dennoch durchaus mit den giftigsten und gefährlichsten Schlangen der Welt auf.
Bei völliger Finsternis knattert der alte Jeep, der sicherlich schon während des Ersten Weltkriegs in Deutsch-Ostafrika benutzt wurde, durch den Dschungel, während mir etliche, undefinierbare Insekten und faustgroße Käfer ins Gesicht klatschen. Zimperlichkeit ist bei einer Rotelreise eh stets ein hässliches Schimpfwort.
Und wer glaubt, dass es nachts im Urwald leise zugeht, der täuscht sich da gewaltig. In dieser morastigen und von Tümpeln übersähten Buschlandschaft veranstalten Tausende von schwer verknallten und hochrolligen Fröschmännchen ein ohrenbetäubendes Quakkonzert, um ihrer auserwählten Liebsten damit zu imponieren. Auch das ständig begleitende, laute Grunzen satter Hippos gehört ebenso mit dazu wie das anmutende Zirpen der immer anwesenden Grillen.
Vollkommen erschöpft erreicht die zerbeulte Gurkentruppe bereits zur vorangeschrittenen Nachtzeit wieder das Camp "Croc Valley".
Zu später Stunde leeren wir ausgehungerten und nun inzwischen arg wortkargen Buschpioniere unsere reisgefüllten Hundenapfschüsseln in bruchsicherer Kunststoffausführung, während der wunderbare Sternenhimmel des Südens für uns leuchtet.
Wirklich alle?
Nun, das ist mir ehrlich gesagt absolut scheißegal.
Ich bin so müde, dass ich die Augen kaum noch aufhalten kann und schon von zähnefletschenden Hyänen träume, die allen Schnarchern, Tropenärzten und Großwildjägern in die aus der Schlafkabine heraushängenden Füße beißt. Danach werden diese durch ein zufällig vorbei fliegendes Raumschiff entführt und mit Braunchen als zusätzliche Geisel auf einen unbekannten Planeten in ein anderes Sonnensystem gebeamt.
Die Sepia plündert die gesamte Camp-Bar, während Schnappfisch die Reise abbricht, um in ein Schweigekloster einzutreten. Theo und Richard wollen sich ab sofort eine gemeinsame Rotel-Doppelschlafkabine teilen und Edeltraut verlässt Eberhard und brennt mit dem zwanzig Jahre jüngeren und gut durchtrainierten Parkranger durch.
Und ich ... ich wache gegen Mitternacht in dem gemütlichen Camp-Barsessel auf und krieche nun in meinen kuscheligen Eichhörnchenkobel, um von meinem geliebten Schatz in Deutschland zu träumen.
Um 4.30 Uhr quälen sich alle aus ihren verschwitzten Brutkästen heraus, da uns heute zwei Jeepsafaris erwarten. Die erste soll vor Sonnenaufgang beginnen, die zweite wird in der Dämmerung stattfinden.
Der unversöhnlichen Hyäne bläst trotz der ansteigenden Temperaturen sogleich ein kollektiver, äußerst kalter Wind ins Gesicht und sie kann sich glücklich schätzen, wenn sie bei unserem Ausflug nicht irgendeinem magersüchtigen Löwen zum Fraß vorgeworfen wird.
Noch in völliger Dunkelheit versammeln sich draußen alle Reisegefährten, um ein karges Frühstück einzunehmen, da wir mindestens vier Stunden im Dschungel unterwegs sein werden. Doch in diesem Augenblick passiert es:
Der Himmel über dem South Luangwa Nationalpark öffnet sich und ein Tropengewitter gewaltigen Ausmaßes entlädt seine ganze aufgestaute Energie quasi direkt über unserem Frühstücksbuffet.
Der gesamte staubige Krümelkaffee, Pulvermilch und Kakao schwimmen als bunte Melange vom Tisch, das knautschige Pappweißbrot findet zu seiner Teigurgestalt zurück und die offen stehenden Konserven quillen wässrig wie randvolle Regentonnen über. Die gestern Abend noch schnell handgewaschene Wäsche hängt triefend nass auf der Leine und der leuchtend rote Sandboden des Camps verwandelt sich umgehend in eine Landschaft aus tiefen Pfützen und kleinen Seen, die sich beim Betreten wie ein Harzer Moor verhalten.
Ich würde die folgende, frühmorgendliche Jeepsafari im Dschungel einem Überlebenstraining der 'Marine Seagulls' gleichsetzen.
Durch riesige Schlammlöcher kämpfend werden wir schon wieder wie im Schleudergang einer Waschmaschine durchgerüttelt und dennoch erblicken wir dabei eine herrlich vielfältige Fauna und Flora, während uns der warme Tropenregen aus allen Himmelsrichtungen ins Gesicht peitscht. Sogar die heute nur noch sehr seltene und mit rund 500 Exemplaren vor dem Aussterben bedrohte Thornicroft-Giraffe huldigt uns mit ihrem Erscheinen. Lustige Hippos tummeln sich mit ihren Kindern im sich nun füllenden Luangwa-River, während sämtliche Affenfamilien sich zwar über die gehäufte Feuchtigkeit reichlich pikiert verhalten, aber dennoch wie alles andere Wild an der nötigen Abkühlung erfreuen.
Zu guter Letzt entdecken wir etwas abgelegen eine vollkommen entspannte und in sich ruhende Tüpfelhyäne, die sich weder durch die Nässe noch durch einen Haufen verwahrloster Rotelianer in ihrem Schlaf stören lässt!
Gegen Mittag reißt der noch grau verhangene Himmel unmittelbar wieder all seine Pforten auf; dieses Mal jedoch um die gewohnt satten und wärmenden Sonnenstrahlen erneut über Sambia zu schicken, welche rasch die letzten Regenwolken im Nirwana verdampfen lassen. Bereits kurze Zeit später erreichen die Temperaturen ihren Höchststand von gestern, so als wäre nichts gewesen.
Nach ein paar Stunden Rekonvaleszenz starten wir hochmotiviert zu unserer Abend- und Nachtsafari. Leider haben sich trotz des wolkenlosen Himmels und der sich ausbreitenden Hitze die Pistenverhältnisse in keiner Art und Weise verbessert. Aber was solls? Meine Knochen haben in den vergangenen zwei Tagen komplett ihren embrionalen Werdegang noch Mal durchlebt, so dass es auf ein paar zusätzliche blaue Flecken nun auch nicht mehr ankommt.
Und wir werden so belohnt dafür: Neben dichtbehaarten Wasserböcken, die ein wenig an Rentiere erinnern, filigranen Impalas und unzähligen, imposanten Elefanten bestaunen wir ebenso putzige Affengroßfamilien sowie viele verschiedene Vogelarten in den schillernsten Farben.
Zwei Stunden später recken sich in der untergehenden Sonne wie zum Gruße die dickwanstigen Hippos tief grunzend aus dem Lunangwa-River heraus und präsentieren ihr weit aufgerissenes Maul.
Kaum ist die Sonne hinter dem Horizont verschwunden, legt sich innerhalb von ein paar Minuten die Dunkelheit wie ein schwarzes Tuch über den South Lunagwa Nationalpark und lockt dadurch das nachtaktive Wild hervor. Im Lichtkegel eines starken und von einem farbigen Parkranger während der Fahrt geschwenkten Scheinwerfers schleicht sich ein kleiner, geschmeidiger Mungo davon. Die possierlichen Tierchen sehen aus wie die Miniaturausgabe eines Waschbären und nehmen es dennoch durchaus mit den giftigsten und gefährlichsten Schlangen der Welt auf.
Bei völliger Finsternis knattert der alte Jeep, der sicherlich schon während des Ersten Weltkriegs in Deutsch-Ostafrika benutzt wurde, durch den Dschungel, während mir etliche, undefinierbare Insekten und faustgroße Käfer ins Gesicht klatschen. Zimperlichkeit ist bei einer Rotelreise eh stets ein hässliches Schimpfwort.
Und wer glaubt, dass es nachts im Urwald leise zugeht, der täuscht sich da gewaltig. In dieser morastigen und von Tümpeln übersähten Buschlandschaft veranstalten Tausende von schwer verknallten und hochrolligen Fröschmännchen ein ohrenbetäubendes Quakkonzert, um ihrer auserwählten Liebsten damit zu imponieren. Auch das ständig begleitende, laute Grunzen satter Hippos gehört ebenso mit dazu wie das anmutende Zirpen der immer anwesenden Grillen.
Vollkommen erschöpft erreicht die zerbeulte Gurkentruppe bereits zur vorangeschrittenen Nachtzeit wieder das Camp "Croc Valley".
Zu später Stunde leeren wir ausgehungerten und nun inzwischen arg wortkargen Buschpioniere unsere reisgefüllten Hundenapfschüsseln in bruchsicherer Kunststoffausführung, während der wunderbare Sternenhimmel des Südens für uns leuchtet.
Wirklich alle?
Nun, das ist mir ehrlich gesagt absolut scheißegal.
Ich bin so müde, dass ich die Augen kaum noch aufhalten kann und schon von zähnefletschenden Hyänen träume, die allen Schnarchern, Tropenärzten und Großwildjägern in die aus der Schlafkabine heraushängenden Füße beißt. Danach werden diese durch ein zufällig vorbei fliegendes Raumschiff entführt und mit Braunchen als zusätzliche Geisel auf einen unbekannten Planeten in ein anderes Sonnensystem gebeamt.
Die Sepia plündert die gesamte Camp-Bar, während Schnappfisch die Reise abbricht, um in ein Schweigekloster einzutreten. Theo und Richard wollen sich ab sofort eine gemeinsame Rotel-Doppelschlafkabine teilen und Edeltraut verlässt Eberhard und brennt mit dem zwanzig Jahre jüngeren und gut durchtrainierten Parkranger durch.
Und ich ... ich wache gegen Mitternacht in dem gemütlichen Camp-Barsessel auf und krieche nun in meinen kuscheligen Eichhörnchenkobel, um von meinem geliebten Schatz in Deutschland zu träumen.
Freitag, 30. Dezember 2011
28.12.2011 Goooood Morning, Sambia!
Um 5.30 Uhr höre ich bereits das erste morgendliche Tütenrascheln, Trippeln und Tuscheln.
Kurz vorher hatte irgendein mir unbekannter Urwaldvogel lauthals sein Erwachen ins Ohr gekräht. Ausnahmsweise bin ich sehr froh über das frühe Aufstehen, denn diese Nacht hatte nicht viel an Schlaf zu bieten gehabt. Die Temperaturen sanken zu keinem Zeitpunkt unter 30 Grad, so dass wir alle schweißgebadet und in klitschnassen Klamotten aus unseren engen Liegeboxen krabbeln.
Dafür bietet sich mir allerdings ein unbeschreiblich schöner Anblick des frühen Sonnenaufgangs über dem Luangwa-River, in dessen warmen Strahlen sich bereits die ersten Krokodile ausruhen.
Ich tappse in der sich langsam auflösenden Morgendämmerung zum Klo, welches ein einfacher, grob gemauerter Verschlag ist, in dessen Innenleben es kein elektrisches Licht gibt. Während ich die heimelige Örtlichkeit betrete, nehme ich jedoch gerade noch aus dem Augenwinkel Bewegungen im Waschbecken wahr. Die Umrisse lassen einen Skorpion vermuten, was sich nach meiner Überprüfung mit der Taschenlampe bestätigt. Ein zwar nicht allzu großes, dafür aber ein helles und somit giftiges Exemplar.
An dieser Stelle lassen sich ohne weiteres durchaus Unterschiede zwischen einer Rotel-Expedition und einem All-Inclusive-Cluburlaub feststellen.
Ein wenig Sorgen bereitet uns allerdings noch der Großwildjäger. Während sein Schmiss auf der Nase und die Handverletzung recht gut verheilt sind, scheinen sich die wirklich heftigen Verbrennungen an den Beinen nicht zu bessern. Eine Wunde zeigt bereits das offene und nackte Fleisch, welches dunkelrot gefärbt ist und ständig süfft. Um eine Eiablage der lästigen Fliegen zu verhindern, wickeln wir ihm die Beine in Mullbinden ein.
Heute müssen wir unsere Abfahrt zeitlich vorverlegen, da uns eine unberechenbare Rüttelpiste auf der knapp 500 Kilometer langen Strecke zum South Luangwa Nationalpark bevorsteht.
Edeltraut schiebt rasch noch ihrem Eberhard belegte und mundgerechte Brotstückchen zu und Holger-Volker ist nun an unseren wackeligen Billigcampingtisch gewechselt, da unser Medizinmann sich an Braunchens Tisch verstandener fühlt, während Kai lieber bei den Krokodilen sein Morgenmahl zu sich nehmen möchte.
Nach dem Genuss des mannigfaltigen Frühstücksbuffets in gewohnter Muckefuck- und Konservenqualität, brechen wir unser Lager am Ende der Welt ab. Rasch muss noch eine sich im Lazarettbus verirrte Tsetsefliege entfernt werden und schon sind alle Rotelianer wieder startbereit und tatsächlich auch auf Anhieb vollzählig!
Ich lasse mir vorab noch von unserem hauseigenen Schamanen, der ja grundsätzlich mit dem süßen Nichtstun beschäftigt ist, den Rücken einrenken. Das laute, mehrfache Krachen und Knacken erweckt in mir die Hoffnung, dass nun vorrübergehend alle Knochen an ihre ursprünglich vorgesehene Stelle zurück gerutscht sind und meine Anatomie wieder einigermaßen ihrer genetischen Bestimmung entspricht.
Die Temperaturen beeilen sich bereits bei einem strahlend blauen und wolkenlosen Himmel recht erfolgreich die 40-Grad-Marke zu knacken, während sich mühselig unser versandeter Expeditionsbus mit der Duftnote eines Pumakäfigs in Bewegung setzt.
Die bis dato recht hügelige Buschlandschaft glättet sich im Laufe der langen Fahrt ein wenig und bietet uns wieder einen weiten Blick über die heiße und wesentlich spärlicher bewachsene Savanne. Obgleich dieser Landstrich nur sehr dünn von Einheimischen besiedelt ist, kann man dennoch häufiger Baumwoll- und Bananenplantagen erkennen. Auch die allerorts unter Strohdächern getrockneten Tabakpflanzen, sowie hin und wieder hervortretende runde Lehmhütten deuten auf menschliche Anwesenheit in dieser unwirtlichen Gegend hin.
Nach etlichen, fast unerträglich schwülheißen Stunden ändert sich das karge Landschaftsbild und wir sehen vermehrt Mango- und Affenbrotbäume sowie begrünte Dornensträucher und Akazien. Der Dschungel hat uns wieder und die folgenden 100 Kilometer müssen wir uns nun über eine furchtbare Buckelpiste kämpfen.
Noch nie wurde ich jemals im Leben so hin und her geschleudert! Volle Wasserflaschen, Gepäckstücke und bereits verstaute Mitbringsel fallen polternd oben aus der Ablage, während immer wieder Flüche und unterdrückte Schmerzensschreie von 17 arg geschüttelten Rotelianern zu hören sind. Charly, unser Teufelsbusfahrer, zeigt sich hierbei tatsächlich in Höchstform. Er bringt uns durch tiefe Wassergräben und Sandlöcher hindurch, bei denen keiner von uns geglaubt hätte, dass so etwas mit diesem großen Gefährt möglich wäre.
Sogar meine österreichische Sitznachbarin gibt dabei hin und wieder mal menschliche Laute von sich, obwohl sie ansonsten die meiste Zeit mit totaler Emotionslosigkeit verbringt. "Schnappfisch" nenne ich sie deswegen, weil sie außer für ein 'ja' oder 'nein' ihren Mund nur noch zum Luftschnappen benutzt. Vermutlich übernimmt sie auch stets den männlichen Part in einer derzeit bei ihr nicht vorhandenen Beziehung. Dafür ist mein Nachbar zur anderen Seite leider um so mitteilungsbedürftiger. Der Medizingockel behelligt mich ungefragt ständig mit abgestandenen Witzen oder schwebt in außerirdischen, esoterischen Gefilden. Manchmal fühle ich mich wie auf einem Gipfeltreffen der Bekloppten.
Als wir endlich unser Camp für die kommenden zwei Tage erreichen, habe ich durch die ständige Hitze und Schaukelei stark angeschwollene und mit Hämatomen und Wasserödemen übersähte Beine, die sich permanent dumpf schmerzend anfühlen. Aber wer eben eine Rotel-Expedition bucht, der bekommt sie auch!
Die herbe Schönheit des Buschlagers, welches bezeichnender Weise "Croc Valley" heißt, ist dafür ein wahrer Augenschmaus.
Direkt am Luangwa-River, an dem wir schon letzte Nacht campten, und nur ein paar Meter von den ersten, außerordentlich großen Krokodilen entfernt, schlagen wir unser Nachtlager auf. Wir befinden uns schon im South Luangwa Nationalpark und haben dementsprechend einen von vorwitzigen Meerkatzen und Pavianen dominierten Aufenthaltsort.
Je mehr wir uns dem Äquator nähern, desto eher wird es von Tag zu Tag dunkler.
Bei einer fast unerträglich schwülen Hitze vernehme ich das tiefe Grunzen unzähliger Nilpferde, welche sich wie die rülpsartigen Lockrufe hochbrunftiger Damhirsche anhören. In der alsbald folgenden Abenddämmerung erheben sich majestätisch die gigantischen und klobigen Umrisse der Hippos aus dem seichten Flusslauf des Luangwa-Rivers heraus und demonstrieren somit ihre Daseinsberechtigung.
In diesem Moment kommen mir die Worte des Alexander von Humboldt in den Sinn, der einst weise erkannte:
"Am gefährlichsten sind stets die Leute mit Weltanschauungen, die sich die Welt nie angeschaut haben."
Kurz vorher hatte irgendein mir unbekannter Urwaldvogel lauthals sein Erwachen ins Ohr gekräht. Ausnahmsweise bin ich sehr froh über das frühe Aufstehen, denn diese Nacht hatte nicht viel an Schlaf zu bieten gehabt. Die Temperaturen sanken zu keinem Zeitpunkt unter 30 Grad, so dass wir alle schweißgebadet und in klitschnassen Klamotten aus unseren engen Liegeboxen krabbeln.
Dafür bietet sich mir allerdings ein unbeschreiblich schöner Anblick des frühen Sonnenaufgangs über dem Luangwa-River, in dessen warmen Strahlen sich bereits die ersten Krokodile ausruhen.
Ich tappse in der sich langsam auflösenden Morgendämmerung zum Klo, welches ein einfacher, grob gemauerter Verschlag ist, in dessen Innenleben es kein elektrisches Licht gibt. Während ich die heimelige Örtlichkeit betrete, nehme ich jedoch gerade noch aus dem Augenwinkel Bewegungen im Waschbecken wahr. Die Umrisse lassen einen Skorpion vermuten, was sich nach meiner Überprüfung mit der Taschenlampe bestätigt. Ein zwar nicht allzu großes, dafür aber ein helles und somit giftiges Exemplar.
An dieser Stelle lassen sich ohne weiteres durchaus Unterschiede zwischen einer Rotel-Expedition und einem All-Inclusive-Cluburlaub feststellen.
Ein wenig Sorgen bereitet uns allerdings noch der Großwildjäger. Während sein Schmiss auf der Nase und die Handverletzung recht gut verheilt sind, scheinen sich die wirklich heftigen Verbrennungen an den Beinen nicht zu bessern. Eine Wunde zeigt bereits das offene und nackte Fleisch, welches dunkelrot gefärbt ist und ständig süfft. Um eine Eiablage der lästigen Fliegen zu verhindern, wickeln wir ihm die Beine in Mullbinden ein.
Heute müssen wir unsere Abfahrt zeitlich vorverlegen, da uns eine unberechenbare Rüttelpiste auf der knapp 500 Kilometer langen Strecke zum South Luangwa Nationalpark bevorsteht.
Edeltraut schiebt rasch noch ihrem Eberhard belegte und mundgerechte Brotstückchen zu und Holger-Volker ist nun an unseren wackeligen Billigcampingtisch gewechselt, da unser Medizinmann sich an Braunchens Tisch verstandener fühlt, während Kai lieber bei den Krokodilen sein Morgenmahl zu sich nehmen möchte.
Nach dem Genuss des mannigfaltigen Frühstücksbuffets in gewohnter Muckefuck- und Konservenqualität, brechen wir unser Lager am Ende der Welt ab. Rasch muss noch eine sich im Lazarettbus verirrte Tsetsefliege entfernt werden und schon sind alle Rotelianer wieder startbereit und tatsächlich auch auf Anhieb vollzählig!
Ich lasse mir vorab noch von unserem hauseigenen Schamanen, der ja grundsätzlich mit dem süßen Nichtstun beschäftigt ist, den Rücken einrenken. Das laute, mehrfache Krachen und Knacken erweckt in mir die Hoffnung, dass nun vorrübergehend alle Knochen an ihre ursprünglich vorgesehene Stelle zurück gerutscht sind und meine Anatomie wieder einigermaßen ihrer genetischen Bestimmung entspricht.
Die Temperaturen beeilen sich bereits bei einem strahlend blauen und wolkenlosen Himmel recht erfolgreich die 40-Grad-Marke zu knacken, während sich mühselig unser versandeter Expeditionsbus mit der Duftnote eines Pumakäfigs in Bewegung setzt.
Die bis dato recht hügelige Buschlandschaft glättet sich im Laufe der langen Fahrt ein wenig und bietet uns wieder einen weiten Blick über die heiße und wesentlich spärlicher bewachsene Savanne. Obgleich dieser Landstrich nur sehr dünn von Einheimischen besiedelt ist, kann man dennoch häufiger Baumwoll- und Bananenplantagen erkennen. Auch die allerorts unter Strohdächern getrockneten Tabakpflanzen, sowie hin und wieder hervortretende runde Lehmhütten deuten auf menschliche Anwesenheit in dieser unwirtlichen Gegend hin.
Nach etlichen, fast unerträglich schwülheißen Stunden ändert sich das karge Landschaftsbild und wir sehen vermehrt Mango- und Affenbrotbäume sowie begrünte Dornensträucher und Akazien. Der Dschungel hat uns wieder und die folgenden 100 Kilometer müssen wir uns nun über eine furchtbare Buckelpiste kämpfen.
Noch nie wurde ich jemals im Leben so hin und her geschleudert! Volle Wasserflaschen, Gepäckstücke und bereits verstaute Mitbringsel fallen polternd oben aus der Ablage, während immer wieder Flüche und unterdrückte Schmerzensschreie von 17 arg geschüttelten Rotelianern zu hören sind. Charly, unser Teufelsbusfahrer, zeigt sich hierbei tatsächlich in Höchstform. Er bringt uns durch tiefe Wassergräben und Sandlöcher hindurch, bei denen keiner von uns geglaubt hätte, dass so etwas mit diesem großen Gefährt möglich wäre.
Sogar meine österreichische Sitznachbarin gibt dabei hin und wieder mal menschliche Laute von sich, obwohl sie ansonsten die meiste Zeit mit totaler Emotionslosigkeit verbringt. "Schnappfisch" nenne ich sie deswegen, weil sie außer für ein 'ja' oder 'nein' ihren Mund nur noch zum Luftschnappen benutzt. Vermutlich übernimmt sie auch stets den männlichen Part in einer derzeit bei ihr nicht vorhandenen Beziehung. Dafür ist mein Nachbar zur anderen Seite leider um so mitteilungsbedürftiger. Der Medizingockel behelligt mich ungefragt ständig mit abgestandenen Witzen oder schwebt in außerirdischen, esoterischen Gefilden. Manchmal fühle ich mich wie auf einem Gipfeltreffen der Bekloppten.
Als wir endlich unser Camp für die kommenden zwei Tage erreichen, habe ich durch die ständige Hitze und Schaukelei stark angeschwollene und mit Hämatomen und Wasserödemen übersähte Beine, die sich permanent dumpf schmerzend anfühlen. Aber wer eben eine Rotel-Expedition bucht, der bekommt sie auch!
Die herbe Schönheit des Buschlagers, welches bezeichnender Weise "Croc Valley" heißt, ist dafür ein wahrer Augenschmaus.
Direkt am Luangwa-River, an dem wir schon letzte Nacht campten, und nur ein paar Meter von den ersten, außerordentlich großen Krokodilen entfernt, schlagen wir unser Nachtlager auf. Wir befinden uns schon im South Luangwa Nationalpark und haben dementsprechend einen von vorwitzigen Meerkatzen und Pavianen dominierten Aufenthaltsort.
Je mehr wir uns dem Äquator nähern, desto eher wird es von Tag zu Tag dunkler.
Bei einer fast unerträglich schwülen Hitze vernehme ich das tiefe Grunzen unzähliger Nilpferde, welche sich wie die rülpsartigen Lockrufe hochbrunftiger Damhirsche anhören. In der alsbald folgenden Abenddämmerung erheben sich majestätisch die gigantischen und klobigen Umrisse der Hippos aus dem seichten Flusslauf des Luangwa-Rivers heraus und demonstrieren somit ihre Daseinsberechtigung.
In diesem Moment kommen mir die Worte des Alexander von Humboldt in den Sinn, der einst weise erkannte:
"Am gefährlichsten sind stets die Leute mit Weltanschauungen, die sich die Welt nie angeschaut haben."
27.12.2011 Pralle Weiberärsche und das Ende der Welt
Nach einer mal ausnahmsweise ruhigen Nacht ohne Unterbrechungen sitzen alle entspannt beim Frühstück mit Krümelkaffee und Konservenköstlichkeiten, von dessen Überresten gern auch noch andere Rotelianergenerationen überleben können.
Bewacht werden wir von irgendwelchen fremden Hunden in Ponygröße, die uns seit gestern Abend nicht mehr von der Seite weichen und sich ab und an mit den in Sichtweite grasenden Zebras anlegen. Allerdings haben sie nicht die geringste Chance gegen einen gereizten Zebrahengst, der mit einer ungezügelten Kraft seine Hinterhufe ausschlagen kann.
Kurz nach Sonnenaufgang verlassen wir das schöne Camp und fahren nun in Sambias Hauptstadt. Lusaka ist ein überaus dreckiger und lärmender Ort, wie so viele Großstädte auf der Welt. Die Hitze in der Stadt brennt sich in die Haut ein, denn durch die unzähligen und nach Abgas stinkenden Autos, zerbeulten Buschtaxis und umherlaufenden Menschen staut sich die Wärme in den unübersichtlichen Straßen und wird tausendfach von den ärmlich wirkenden Stein- und Holzwänden reflektiert.
Was sich von außen niemals erahnen ließe, beginnt jedoch plötzlich und unvermutet hinter irgendeiner dieser kahlen Steinwände. Nach einer winzigen Gasse öffnet sich der exorbitante, typische Afrikanermarkt.
Hier kaufen und verkaufen nur Einheimische, denn ein Tourist, welcher nicht ortskundig ist, würde niemals mehr aus diesem riesigen Labyrinth von Gassen herausfinden, die so eng sind, dass zwei Menschen nicht nebeneinander hergehen können. Wer schon einmal die sogenannten 'Souks' in Marokko erlebt hat, der weiß wovon ich rede:
Es ist, als ob man in einen morastigen Tümpel mit zappelnden Kaulquappen eintaucht. Ich folge dunklen und teilweise komplett überdachten schmalen Tretpfaden, zu deren beiden Seiten lückenlos ein Holzverschlag neben dem nächsten steht und aus denen Ware jeglicher Art und Coleur überquillt. Lamentierende und ohne irgendwelche Berührungsangst wimmelnde Menschen wirken hautnah auf jeden Besucher des Marktes ein. Dabei werden Haare geschnitten und frisiert direkt neben heißbruzzelnden Pfannen der heimischen Garküchen; herrlich bunte Stoffe hängen neben frisch geschlachtetem Vieh und orientalisch duftende Gewürzstände versüßen den allerorten vorhandenen Geruch von Müll und gammelnden Fleisches.
Bleibt ein Interessierter stehen, so staut sich sofort der nicht abreißende Menschenstrom und ich muss mich ständig an prallen, dunklen Weiberärschen vorbeischieben und entlangtasten oder der Aufdringlichkeit männlicher Verkäufer erwehren. Weiße kann ich hierbei nirgendwo entdecken.
Während ältere Männer in aller Muße geselligen Brettspielen nachgehen, müssen die Frauen neben ihrem Stand Essen kochen, Lebensmittel heranschaffen, die eigene Ware gewinnbringend verkaufen, obgleich sie oftmals noch mehrere Kinder an ihrem Rockzipfel hängen haben. Wie gesagt, Afrika ist da ziemlich klar strukturiert.
Dennoch erlebe ich überall Freundlichkeit und liebe Grußworte. Natürlich möchte und muss jeder hier etwas verkaufen, da es seine Existenzgrundlage ist und ich ertappe mich dabei, meine europäische Denkweise längst noch nicht abgelegt zu haben.
Besondere Schwierigkeiten bereitet mir auch noch diese üble Inflationswährung Sambias, da Mathematik sowieso niemals zu meinen Lieblingsfächern in der Schule gehört hatte. Einen Kaffee, der übrigens auch nicht besser als der gewohnte Rotel-Muckefuck schmeckt, mit einem fünfstelligen Betrag zu bezahlen, bedarf noch gewisser Gewöhnung. Ebenso die Tatsache, dass es doch tatsächlich 50.000,- Kwacha-Scheine gibt, dafür aber keine Münzen. Ergo wird überall einfach bei der Geldrückgabe der Betrag auf- oder abgerundet. Mal zu meinem Gunsten, meistens jedoch anders herum. Wahrscheinlich ein rein natürlicher Zufall.
In sengender Hitze führt uns die Fahrt am Nachmittag Richtung Kachalola.
Von jetzt an erreichen wir die Gebiete Schwarzafrikas, in denen die gefährliche Tsetsefliege heimisch ist. Und gegen sie ist kein Kraut gewachsen. Weder medikamentös noch mit Sprays oder Salben kann man ihr prophylaktisch entgegenwirken. Das einzige Mittel der Wahl ist sie totzuschlagen. Und zwar möglichst bevor sie zugestochen hat, was im Übrigen eine äußerst schmerzhafte Angelegenheit ist.
Nach einer abwechslungsreichen Hügellandschaft, die durchaus viel Buschgrün und unzählige Mangobäume aufweist, erreichen wir unser Nachtlager. Direkt am Luangwa-River und wieder einsam im Busch gelegen, bauen wir den Rotel bei mittlerweile über 40 Grad im Schatten auf. Unsere Kleidung klebt klitschnass am Körper, doch wir werden ausreichend dafür entschädigt:
Auf einer kleinen Anhöhe ist der Ausblick auf den Luangwa-River atemberaubend, obgleich er nicht den vollen Wasserstand erreicht hat. Und auf der anderen Seite des Stromes sehen wir bereits den Dschungel von Mozambique in seiner unberührten, wilden Schönheit.
Wenn mich jemand fragen würde, wo das Ende der Welt ist, so würde ich sagen, genau da sitze ich in diesem Moment und schreibe meine Eindrücke nieder.
In unserer Nähe gibt es nur ein paar strohgedeckte Lehmhütten Einheimischer, die heute noch so leben wie einst ihre Urahnen. Ein immer größer werdener Haufen Kinder verfolgt uns mit großen Augen, da sie Weiße sicherlich nur sehr selten zu sehen bekommen. Bis auf die zerrissene Kleidung auf ihrem Leib besitzen diese Kinder sonst kaum etwas, außer ihre ungezügelte Neugierde und Freude. Schulbesuche sind vollkommen undenkbar, so dass sie Analphabeten bleiben werden und sich mit dem, was sie auf dem Feld erwirtschaften können, begnügen müssen.
An dieser Stelle sende ich einen lieben Gruß an irgendeinen Jonas auf dieser weiten und geheimnisvollen Welt. Und ich flüstere ihm blinzelnd zu, dass er sich darüber freuen kann, nach den Weihnachtsferien wieder die Schule besuchen zu dürfen, denn durch sie wirst du mal alle Annehmlichkeiten erreichen können, die du jetzt schon genießt.
Die Dämmerung begleitet die tägliche musikalische Darbietung der fleißigen Grillen und ruft gleichzeitig zum Küchendienst auf. Soll es etwas zu essen geben, so müssen wir natürlich auch alle mithelfen. Meistens erledige ich mit vier oder fünf Reisegefährtinnen gern die Vorarbeit des Gemüseschnippelns, weil es mir unter anderem so auch die rohe Vorspeise sichert.
Und in der Regel spazieren währenddessen gutgelaunt das Braunchen mit der Hyäne an uns vorbei, welche gerade beste Freundinnen geworden sind und sich stets auf dem Weg zur Dusche befinden. Die Sepia sieht sich außerstande nach dem vierten Weißwein noch unfallfrei ein Messer in die Hand zu nehmen und der Medizingockel erkennt justament durch mystische Schwingungen, dass er nun meditieren muss.
Alle anderen Männer haben schon von Geburt an beginnende Arthritis in den Händen, zumindest beim Kochdienst.
In der Dunkelheit sitzt das ganze gallische Rotel-Dorf wieder gemütlich bei einem Lagerfeuer zusammen und genießt das einfache Mahl, umgeben von den Geräuschen des afrikanischen Busches.
Wirklich alle?
Nun, wie ich hörte, ist der Tropendoc gerade damit beschäftigt dem Braunchen zwei vorbeifliegende Ufos zu zeigen.
Gute Nacht schwarzes, magisches Afrika.
Bewacht werden wir von irgendwelchen fremden Hunden in Ponygröße, die uns seit gestern Abend nicht mehr von der Seite weichen und sich ab und an mit den in Sichtweite grasenden Zebras anlegen. Allerdings haben sie nicht die geringste Chance gegen einen gereizten Zebrahengst, der mit einer ungezügelten Kraft seine Hinterhufe ausschlagen kann.
Kurz nach Sonnenaufgang verlassen wir das schöne Camp und fahren nun in Sambias Hauptstadt. Lusaka ist ein überaus dreckiger und lärmender Ort, wie so viele Großstädte auf der Welt. Die Hitze in der Stadt brennt sich in die Haut ein, denn durch die unzähligen und nach Abgas stinkenden Autos, zerbeulten Buschtaxis und umherlaufenden Menschen staut sich die Wärme in den unübersichtlichen Straßen und wird tausendfach von den ärmlich wirkenden Stein- und Holzwänden reflektiert.
Was sich von außen niemals erahnen ließe, beginnt jedoch plötzlich und unvermutet hinter irgendeiner dieser kahlen Steinwände. Nach einer winzigen Gasse öffnet sich der exorbitante, typische Afrikanermarkt.
Hier kaufen und verkaufen nur Einheimische, denn ein Tourist, welcher nicht ortskundig ist, würde niemals mehr aus diesem riesigen Labyrinth von Gassen herausfinden, die so eng sind, dass zwei Menschen nicht nebeneinander hergehen können. Wer schon einmal die sogenannten 'Souks' in Marokko erlebt hat, der weiß wovon ich rede:
Es ist, als ob man in einen morastigen Tümpel mit zappelnden Kaulquappen eintaucht. Ich folge dunklen und teilweise komplett überdachten schmalen Tretpfaden, zu deren beiden Seiten lückenlos ein Holzverschlag neben dem nächsten steht und aus denen Ware jeglicher Art und Coleur überquillt. Lamentierende und ohne irgendwelche Berührungsangst wimmelnde Menschen wirken hautnah auf jeden Besucher des Marktes ein. Dabei werden Haare geschnitten und frisiert direkt neben heißbruzzelnden Pfannen der heimischen Garküchen; herrlich bunte Stoffe hängen neben frisch geschlachtetem Vieh und orientalisch duftende Gewürzstände versüßen den allerorten vorhandenen Geruch von Müll und gammelnden Fleisches.
Bleibt ein Interessierter stehen, so staut sich sofort der nicht abreißende Menschenstrom und ich muss mich ständig an prallen, dunklen Weiberärschen vorbeischieben und entlangtasten oder der Aufdringlichkeit männlicher Verkäufer erwehren. Weiße kann ich hierbei nirgendwo entdecken.
Während ältere Männer in aller Muße geselligen Brettspielen nachgehen, müssen die Frauen neben ihrem Stand Essen kochen, Lebensmittel heranschaffen, die eigene Ware gewinnbringend verkaufen, obgleich sie oftmals noch mehrere Kinder an ihrem Rockzipfel hängen haben. Wie gesagt, Afrika ist da ziemlich klar strukturiert.
Dennoch erlebe ich überall Freundlichkeit und liebe Grußworte. Natürlich möchte und muss jeder hier etwas verkaufen, da es seine Existenzgrundlage ist und ich ertappe mich dabei, meine europäische Denkweise längst noch nicht abgelegt zu haben.
Besondere Schwierigkeiten bereitet mir auch noch diese üble Inflationswährung Sambias, da Mathematik sowieso niemals zu meinen Lieblingsfächern in der Schule gehört hatte. Einen Kaffee, der übrigens auch nicht besser als der gewohnte Rotel-Muckefuck schmeckt, mit einem fünfstelligen Betrag zu bezahlen, bedarf noch gewisser Gewöhnung. Ebenso die Tatsache, dass es doch tatsächlich 50.000,- Kwacha-Scheine gibt, dafür aber keine Münzen. Ergo wird überall einfach bei der Geldrückgabe der Betrag auf- oder abgerundet. Mal zu meinem Gunsten, meistens jedoch anders herum. Wahrscheinlich ein rein natürlicher Zufall.
In sengender Hitze führt uns die Fahrt am Nachmittag Richtung Kachalola.
Von jetzt an erreichen wir die Gebiete Schwarzafrikas, in denen die gefährliche Tsetsefliege heimisch ist. Und gegen sie ist kein Kraut gewachsen. Weder medikamentös noch mit Sprays oder Salben kann man ihr prophylaktisch entgegenwirken. Das einzige Mittel der Wahl ist sie totzuschlagen. Und zwar möglichst bevor sie zugestochen hat, was im Übrigen eine äußerst schmerzhafte Angelegenheit ist.
Nach einer abwechslungsreichen Hügellandschaft, die durchaus viel Buschgrün und unzählige Mangobäume aufweist, erreichen wir unser Nachtlager. Direkt am Luangwa-River und wieder einsam im Busch gelegen, bauen wir den Rotel bei mittlerweile über 40 Grad im Schatten auf. Unsere Kleidung klebt klitschnass am Körper, doch wir werden ausreichend dafür entschädigt:
Auf einer kleinen Anhöhe ist der Ausblick auf den Luangwa-River atemberaubend, obgleich er nicht den vollen Wasserstand erreicht hat. Und auf der anderen Seite des Stromes sehen wir bereits den Dschungel von Mozambique in seiner unberührten, wilden Schönheit.
Wenn mich jemand fragen würde, wo das Ende der Welt ist, so würde ich sagen, genau da sitze ich in diesem Moment und schreibe meine Eindrücke nieder.
In unserer Nähe gibt es nur ein paar strohgedeckte Lehmhütten Einheimischer, die heute noch so leben wie einst ihre Urahnen. Ein immer größer werdener Haufen Kinder verfolgt uns mit großen Augen, da sie Weiße sicherlich nur sehr selten zu sehen bekommen. Bis auf die zerrissene Kleidung auf ihrem Leib besitzen diese Kinder sonst kaum etwas, außer ihre ungezügelte Neugierde und Freude. Schulbesuche sind vollkommen undenkbar, so dass sie Analphabeten bleiben werden und sich mit dem, was sie auf dem Feld erwirtschaften können, begnügen müssen.
An dieser Stelle sende ich einen lieben Gruß an irgendeinen Jonas auf dieser weiten und geheimnisvollen Welt. Und ich flüstere ihm blinzelnd zu, dass er sich darüber freuen kann, nach den Weihnachtsferien wieder die Schule besuchen zu dürfen, denn durch sie wirst du mal alle Annehmlichkeiten erreichen können, die du jetzt schon genießt.
Die Dämmerung begleitet die tägliche musikalische Darbietung der fleißigen Grillen und ruft gleichzeitig zum Küchendienst auf. Soll es etwas zu essen geben, so müssen wir natürlich auch alle mithelfen. Meistens erledige ich mit vier oder fünf Reisegefährtinnen gern die Vorarbeit des Gemüseschnippelns, weil es mir unter anderem so auch die rohe Vorspeise sichert.
Und in der Regel spazieren währenddessen gutgelaunt das Braunchen mit der Hyäne an uns vorbei, welche gerade beste Freundinnen geworden sind und sich stets auf dem Weg zur Dusche befinden. Die Sepia sieht sich außerstande nach dem vierten Weißwein noch unfallfrei ein Messer in die Hand zu nehmen und der Medizingockel erkennt justament durch mystische Schwingungen, dass er nun meditieren muss.
Alle anderen Männer haben schon von Geburt an beginnende Arthritis in den Händen, zumindest beim Kochdienst.
In der Dunkelheit sitzt das ganze gallische Rotel-Dorf wieder gemütlich bei einem Lagerfeuer zusammen und genießt das einfache Mahl, umgeben von den Geräuschen des afrikanischen Busches.
Wirklich alle?
Nun, wie ich hörte, ist der Tropendoc gerade damit beschäftigt dem Braunchen zwei vorbeifliegende Ufos zu zeigen.
Gute Nacht schwarzes, magisches Afrika.
Dienstag, 27. Dezember 2011
26.12.2011 Erste Inventur und ein gestreiftes Camp
Plötzlich und unangekündigt werde ich ... sowie vermutlich auch alle anderen Rotelianer ... mitten in der Nacht wach, als die Hyäne doch tatsächlich mit einer unfassbaren Lautstärke gegen ihre Kabinenwand hämmert, als wolle sie ein ganzes Rudel hungriger Löwen vertreiben. In Wirklichkeit war dieses jedoch nur ein erneuter Ausdruck ihres immer noch gärenden Unmutes allen männlichen Schnarchern gegenüber.
Ein paar Stunden später sitzt die Gurkentruppe dann wieder in trauter Vereintheit beim Outdoor-Breakfast. Die Hyäne beansprucht natürlich einen Tisch für sich allein und der Doc unterbricht mal kurz seine übliche Freizeitbeschäftigung Frauen anzubaggern, wobei er allerdings höchst erfolglos bleibt - außer bei dem Braunchen vielleicht - um sogleich seinem zweiten Hobby zu frönen, nämlich schnorren. Während Theo, ein eingefleischter Single mit einer gehörigen Portion Alterssturheit sich unlängst afrikanischen Geschwindigkeitsdimensionen angepasst hat und erst noch mental verarbeiten muss, dass es jetzt Frühstück gibt, kommt ihm der Großwildjäger bereits vom zweiten Nachschubfassen entgegen.
Mir gefriert das Blut, als ich Braunchens schrille Quäkstimme höre, dass eine Killerameise sie gerade in den Po gebissen hätte und ob der Tropendoc vielleicht ein Gegengift dabei hätte. Nun, ich bin mir ganz sicher, dass er genau so etwas im Gepäck hat. Kai, der stillste und unauffälligste Singlemann nimmt seinen staubigen Pulverkaffee mit dem leckeren Pappweißbrot und der bis zum Jahr 2099 haltbaren Konservenmarmelade dieses Mal ganz woanders ein, während die Sepia grundsätzlich nie frühstückt. Adrian ist mit seiner absolut schweizerischen Gemütlichkeit stets der letzte Teilnehmer dieser romantischen Morgentafel.
An dieser Stelle muss ich mal erwähnen, dass tatsächlich schon zwei Vegetarier auf Fleisch umgestiegen sind, da wir bis jetzt nur in afrikanischen Ländern unterwegs waren, die zwar etliche Sorten an getrocknetem "Biltong" in allen Tiergeschmacksrichtungen anzubieten haben, aber frisches Obst kaum zu finden ist. Wie denn auch, denn dieses steht überwiegend in den Supermarktregalen in Deutschland! So halte ich mich morgens eben immer an die "Buffet-Dekoration". Selbst die Anzahl der Raucher scheint exponentiell anzusteigen. Nach den ersten überstandenen Strapazen, beschloss bereits der eine oder andere Reisegefährte, dass jetzt ein guter Zeitpunkt ist, das einst erfolgreich aufgegebene Rauchen wieder anzufangen.
Und auch der Expeditionsbus passt sich so langsam unserem Äußeren an. Trotz täglichen Fegens versandet er kontinuierlich und beherbergt mittlerweile Unmengen an Wasserkanistern, Mülltüten, Schweißsandalen, Klopapierrollen und Proviantresten. Ebenso lässt der Gesundheitszustand seiner Insassen stetig ein wenig nach. Erste Kreislaufschwächen, schmerzhafte Sonnenbrände, Schrammen und vor allen Dingen blaue Flecken dominieren das Bild. Die Sepia weist von ihrem Sturz aus der Kabine noch ein riesiges Hämatom am Oberarm auf, meine Beine sind oftmals stark angeschwollen und fühlen sich taub an, während wohl kaum noch jemand von uns ohne Rückenprobleme auskommt. Die tägliche und unumgängliche Einnahme von Malariatabletten schlägt zudem vielen auf den Magen. Aber natürlich braucht sich ja niemand zu sorgen, denn schließlich haben wir ja den Arzt unseres Vertauens mit an Bord!
Nach dem Frühstück sind alle startbereit, allerdings nicht unbedingt hochmotiviert, denn heute müssen wir etwa 600 Kilometer durch eine unendliche Buschsteppe zurücklegen. Etwas langsamer als sonst kriechen 17 schlappe Rotelianer in das fahrende Lazarett. Dabei überprüft neuerdings jeder akribisch, ob sein Sitznachbar noch vorhanden ist und zwar bevor wir abfahren.
Wir starten in Richtung Lusaka, Sambias Hauptstadt. Auf dem Weg dorthin überqueren wir in einer schwülen Hitze den Munali-Pass, welcher auf knapp 1.300 Meter Höhe liegt. Dabei frequentieren wir einige Male kleine Orte, die schwarzafrikanischer nicht sein können.
Polizeikontrollen allerorten sind hier üblich, genauso wie die Tatsache, dass jeder vierte Einheimische mit AIDS infiziert ist. Nur wenigen Kindern ist es vergönnt, überhaupt eine Schule besuchen zu können, viele von ihnen leben auf der Straße und die Armut der Bevölkerung ist prägnant.
Ich werde mir just in diesem Moment meines eigenen Wohlstandes bewusst und denke mit einer gewissen Abneigung an die aktuelle weihnachtliche Konsumschlacht in Deutschland.
Spät abends erreichen wir ein mitten im Dschungel gelegenes, einsames Camp kurz vor Lusaka. Noch während wir unseren Rotel aufbauen, spaziert wie selbstverständlich eine große Herde Zebras mit Jungtieren durch unser Lager und grast in aller Seelenruhe in einer gewissen Sichtdistanz. Impalas und Wasserböcke folgen ihnen ein wenig später nach. Entzückt genieße ich diesen Anblick und fühle mich allein dadurch schon wieder reich beschenkt.
Wie das Dorf von Asterix und Obelix sitzen wir abends wieder alle von der langen Fahrt erholt am Lagerfeuer, singen Weihnachtslieder und lauschen dem drohenden Donnergrollen eines sich ankündigenden Tropengewitters.
Wirklich alle?
Nein, die Hyäne fehlt. Aber das ist uns jetzt auch egal. Vermutlich liegt sie bereits in ihrer Schlafkabine und schnarcht.
Ein paar Stunden später sitzt die Gurkentruppe dann wieder in trauter Vereintheit beim Outdoor-Breakfast. Die Hyäne beansprucht natürlich einen Tisch für sich allein und der Doc unterbricht mal kurz seine übliche Freizeitbeschäftigung Frauen anzubaggern, wobei er allerdings höchst erfolglos bleibt - außer bei dem Braunchen vielleicht - um sogleich seinem zweiten Hobby zu frönen, nämlich schnorren. Während Theo, ein eingefleischter Single mit einer gehörigen Portion Alterssturheit sich unlängst afrikanischen Geschwindigkeitsdimensionen angepasst hat und erst noch mental verarbeiten muss, dass es jetzt Frühstück gibt, kommt ihm der Großwildjäger bereits vom zweiten Nachschubfassen entgegen.
Mir gefriert das Blut, als ich Braunchens schrille Quäkstimme höre, dass eine Killerameise sie gerade in den Po gebissen hätte und ob der Tropendoc vielleicht ein Gegengift dabei hätte. Nun, ich bin mir ganz sicher, dass er genau so etwas im Gepäck hat. Kai, der stillste und unauffälligste Singlemann nimmt seinen staubigen Pulverkaffee mit dem leckeren Pappweißbrot und der bis zum Jahr 2099 haltbaren Konservenmarmelade dieses Mal ganz woanders ein, während die Sepia grundsätzlich nie frühstückt. Adrian ist mit seiner absolut schweizerischen Gemütlichkeit stets der letzte Teilnehmer dieser romantischen Morgentafel.
An dieser Stelle muss ich mal erwähnen, dass tatsächlich schon zwei Vegetarier auf Fleisch umgestiegen sind, da wir bis jetzt nur in afrikanischen Ländern unterwegs waren, die zwar etliche Sorten an getrocknetem "Biltong" in allen Tiergeschmacksrichtungen anzubieten haben, aber frisches Obst kaum zu finden ist. Wie denn auch, denn dieses steht überwiegend in den Supermarktregalen in Deutschland! So halte ich mich morgens eben immer an die "Buffet-Dekoration". Selbst die Anzahl der Raucher scheint exponentiell anzusteigen. Nach den ersten überstandenen Strapazen, beschloss bereits der eine oder andere Reisegefährte, dass jetzt ein guter Zeitpunkt ist, das einst erfolgreich aufgegebene Rauchen wieder anzufangen.
Und auch der Expeditionsbus passt sich so langsam unserem Äußeren an. Trotz täglichen Fegens versandet er kontinuierlich und beherbergt mittlerweile Unmengen an Wasserkanistern, Mülltüten, Schweißsandalen, Klopapierrollen und Proviantresten. Ebenso lässt der Gesundheitszustand seiner Insassen stetig ein wenig nach. Erste Kreislaufschwächen, schmerzhafte Sonnenbrände, Schrammen und vor allen Dingen blaue Flecken dominieren das Bild. Die Sepia weist von ihrem Sturz aus der Kabine noch ein riesiges Hämatom am Oberarm auf, meine Beine sind oftmals stark angeschwollen und fühlen sich taub an, während wohl kaum noch jemand von uns ohne Rückenprobleme auskommt. Die tägliche und unumgängliche Einnahme von Malariatabletten schlägt zudem vielen auf den Magen. Aber natürlich braucht sich ja niemand zu sorgen, denn schließlich haben wir ja den Arzt unseres Vertauens mit an Bord!
Nach dem Frühstück sind alle startbereit, allerdings nicht unbedingt hochmotiviert, denn heute müssen wir etwa 600 Kilometer durch eine unendliche Buschsteppe zurücklegen. Etwas langsamer als sonst kriechen 17 schlappe Rotelianer in das fahrende Lazarett. Dabei überprüft neuerdings jeder akribisch, ob sein Sitznachbar noch vorhanden ist und zwar bevor wir abfahren.
Wir starten in Richtung Lusaka, Sambias Hauptstadt. Auf dem Weg dorthin überqueren wir in einer schwülen Hitze den Munali-Pass, welcher auf knapp 1.300 Meter Höhe liegt. Dabei frequentieren wir einige Male kleine Orte, die schwarzafrikanischer nicht sein können.
Polizeikontrollen allerorten sind hier üblich, genauso wie die Tatsache, dass jeder vierte Einheimische mit AIDS infiziert ist. Nur wenigen Kindern ist es vergönnt, überhaupt eine Schule besuchen zu können, viele von ihnen leben auf der Straße und die Armut der Bevölkerung ist prägnant.
Ich werde mir just in diesem Moment meines eigenen Wohlstandes bewusst und denke mit einer gewissen Abneigung an die aktuelle weihnachtliche Konsumschlacht in Deutschland.
Spät abends erreichen wir ein mitten im Dschungel gelegenes, einsames Camp kurz vor Lusaka. Noch während wir unseren Rotel aufbauen, spaziert wie selbstverständlich eine große Herde Zebras mit Jungtieren durch unser Lager und grast in aller Seelenruhe in einer gewissen Sichtdistanz. Impalas und Wasserböcke folgen ihnen ein wenig später nach. Entzückt genieße ich diesen Anblick und fühle mich allein dadurch schon wieder reich beschenkt.
Wie das Dorf von Asterix und Obelix sitzen wir abends wieder alle von der langen Fahrt erholt am Lagerfeuer, singen Weihnachtslieder und lauschen dem drohenden Donnergrollen eines sich ankündigenden Tropengewitters.
Wirklich alle?
Nein, die Hyäne fehlt. Aber das ist uns jetzt auch egal. Vermutlich liegt sie bereits in ihrer Schlafkabine und schnarcht.
Sonntag, 25. Dezember 2011
25.12.2011 Zwischen den Ländern und natürliche Auslese
Mitten in der Nacht werden wir alle schlagartig aus dem Schlaf gerissen, als sich ein donnerndes Tropengewitter direkt über unserem Camp zu entladen scheint. Der Lautstärke nach muss der Blitz wohl irgendwo in der Nähe eingeschlagen sein.
Ob es damit zusammenhängt, dass am nächsten Morgen kein Wasserhahn mehr funktioniert wissen wir nicht genau. Allerdings regnet es nicht mehr und die sich neu sammelnde Wärme beginnt bereits, sich an unseren Körpern hochzuarbeiten.
Während des Frühstücks müssen wir heute unser Essen mal nicht gegen Warzenschweine verteidigen, dafür jedoch gegen viel flinkere und aufdringlichere Meerkatzen. Die dreisten Affen belagern gerade den Tisch von unserem "Braunchen", die mit ihrer furchtbar hohen und piepsigen Stimme auf diese einredet, als würden die vierbeinigen Diebe sofort ihre Freveltaten einsehen und ihr reuevoll den Apfel zurückgeben.
Ich nenne meine brünette Reisegefährtin, welche mittleren Alters ist und aus Stuttgart kommt, so, weil sie sicherlich die einzige von uns allen ist, die noch an den Weihnachtsmann glaubt. Ehrlich gesagt habe ich nur selten so viel Naivität kompakt auf eine Person verteilt erlebt. Wäre sie hellhaarig, so hätte man hier den personifizierten Blondinenwitz vor sich gehabt.
Heute verabschieden wir uns von Botswana und fahren in aller Frühe zur Grenze nach Sambia. Erschreckend lange Truck- und Autoschlangen säumen beidseitig den Straßenrand, da sie alle mit der Fähre über den Sambesi nach Sambia überschiffen wollen. Viele Truckfahrer verbringen dabei einigeTage hier, aber wer den besten Preis zahlt, der ist nunmal vorn. Afrika ist da echt einfach strukturiert. Nach den üblichen Passformalitäten springen wir rasch wieder in unseren Rotel und sichern uns nach einer etwa zehnminütigen Fahrt zum Grenzfluss einen guten Platz in der Warteschlange. In diesem Moment fällt plötzlich Richard, einer von unseren sechs oder sieben Junggesellen auf, dass sein Sitznachbar fehlt! Nach einem hektischen Überprüfen sämtlicher anderer Sitzgenossen müssen wir leider einen weiteren Vermissten melden. Charly, unser Busfahrer, traut seinen Ohren nicht und ergießt sich fassungslos in urbayerischen Flüchen. Ich erspare mir gerade mal die Übersetzung davon und auch die Übersetzung der hessischen und schwäbischen Flüche der beiden verlustigen Rotelianer, die wohl ebenfalls ihren Augen nicht trauten, als sie einsam und verlassen an der Passkontrolle standen.
Diese natürliche Auslese männlicher Reisegefährten basiert sicherlich auf dem evolutionär angeborenen Tunnelblick des Mannes, der es Millionen Jahre gewohnt war, den Blick stets fest nach vorn in Richtung Säbelzahntiger zu richten, anstatt sich auch mal rechts und links seine Umgebung einzuprägen.
Da wir nun etwas länger, dafür aber immerhin wieder vollzählig noch auf der Seite Botswanas auf die Fähre warten müssen, werden wir dadurch jedoch mit einem einmaligen Bild belohnt:
Genau an dieser Stelle fließen der Chobe River und der Sambesi zusammen und verbinden sich zu einem großen Strom, der später die imposanten Victoria Fälle speist. Wir blicken auf der anderen Seite des Sambesi schon auf Sambia, während die letzte Landzunge Namibias, Caprivi-Streifen genannt, hier endet. Und nur ein paar Schritte neben uns verläuft schon die durch einen Stracheldrahtzaun markierte Grenze zu Simbabwe. Dieses Vier-Länder-Eck wird allerdings mittels etlicher, mit Maschinengewehren gewappneter Grenzer, bewacht. Auch die Überfahrt findet nur mit diesen schwerbewaffneten Grenzpolizisten statt, die zweifelsfrei den Ton dort angeben.
Als die Fähre anlegt, nimmt sie zugleich all unser europäisches Denken mit zurück nach Botswana, denn hier ab Sambia, wo das tiefe Schwarzafrika beginnt, herrschen eigene Gesetze und Maßstäbe.
Allein schon die Währung des Landes gestaltet sich abenteuerlich: 1 US Dollar entspricht knapp 5.000,- Kwacha. Was für eine scheiß Umrechnerei, aber vielleicht bin ich ja dann für einen Tag mal Millionärin?
Zuerst zeigt sich Sambia allerdings von seiner schönsten Seite:
Wir erreichen in der heißen Mittagssonne die imposanten und beinahe unbeschreiblichen Victoria Fälle, die David Livingstone am 16.11.1855 "entdeckt" hatte und ihnen zu Ehren seiner Königin deren heutigen Namen gab. Sprachlos stehe ich mit einer gefühlten Größe einer Ameise vor etwa 500 Millionen Liter Wasser, die pro Minute in einem ohrenbetäubenden Tosen auf einer Breite von 1,6 Kilometern und einer Falltiefe von 108 Metern in eine Schlucht stürzen. Dort kräuseln sich wild und ungezügelt über 60 Stromschnellen, die bei mir nur noch zu einer Schnappatmung führen, ob dieser herrlichen Naturgewalt.
Mir wird gewahr, dass ich soeben vor den größten Wasserfällen unserer Erde stehe und auf eines der Weltwunder blicke. Um mich herum spazieren sämtliche, vorwiegend farbige Nationalitäten, die ich vermutlich noch nicht mal vom Landesnamen her gehört habe. Und sie alle grüßen freundlich mit den gleichen Worten: "Merry Christmas".
Abends endet unsere Fahrt in einem Camp, welches von einem ehemals ostdeutschen Paar geleitet wird. Prägnant und stolz der Heimat parkt ein aufgemotzter Trabbi vor der Einfahrt, auf dessen Motorhaube ein "Germany-Adler" prangt. Nach dem Essen hocken wir nun alle in einer urgemütlichen und liebevoll eingerichteten Bar und hören in voller Lautstärke deutsche und englische Schlager, die vermutlich schon vor 20 Jahren vollkommen "out" waren.
Die Sepia genießt ihren kühlen Weißwein, der Großwildjäger leckt seine langsam verheilenden Wunden, Holger-Volker erklärt im pastoralen Ton dem Braunchen zum dritten Mal, dass der gerade aufgehende Mond derselbe ist, der just auch in Deutschland zu sehen ist, obgleich die Sternenbilder am Südhimmel andere sind. Theo spricht nicht mehr mit Richard, weil dieser ihn quasi an der Passkontrolle hat stehen lassen und Charly ist es nach dem fünften, zünftigen Bier langsam völlig egal, wieviel nervige Fahrgäste er letztenendes durch die afrikanische Steppe bringen muss.
Der Tropendoc leidet noch qualvoll an den Moskitostichen aus Kasane und erbettelt sich medizinische Creme und Mitleid, während Edeltraut ihrem Eberhard die Kissen ausschüttelt.
Und ich ... ich sitze da und denke sehnsuchtsvoll an meinen Schatz, der auf einem anderen Kontinent weilt.
Gute Nacht verrücktes Afrika!
Ob es damit zusammenhängt, dass am nächsten Morgen kein Wasserhahn mehr funktioniert wissen wir nicht genau. Allerdings regnet es nicht mehr und die sich neu sammelnde Wärme beginnt bereits, sich an unseren Körpern hochzuarbeiten.
Während des Frühstücks müssen wir heute unser Essen mal nicht gegen Warzenschweine verteidigen, dafür jedoch gegen viel flinkere und aufdringlichere Meerkatzen. Die dreisten Affen belagern gerade den Tisch von unserem "Braunchen", die mit ihrer furchtbar hohen und piepsigen Stimme auf diese einredet, als würden die vierbeinigen Diebe sofort ihre Freveltaten einsehen und ihr reuevoll den Apfel zurückgeben.
Ich nenne meine brünette Reisegefährtin, welche mittleren Alters ist und aus Stuttgart kommt, so, weil sie sicherlich die einzige von uns allen ist, die noch an den Weihnachtsmann glaubt. Ehrlich gesagt habe ich nur selten so viel Naivität kompakt auf eine Person verteilt erlebt. Wäre sie hellhaarig, so hätte man hier den personifizierten Blondinenwitz vor sich gehabt.
Heute verabschieden wir uns von Botswana und fahren in aller Frühe zur Grenze nach Sambia. Erschreckend lange Truck- und Autoschlangen säumen beidseitig den Straßenrand, da sie alle mit der Fähre über den Sambesi nach Sambia überschiffen wollen. Viele Truckfahrer verbringen dabei einigeTage hier, aber wer den besten Preis zahlt, der ist nunmal vorn. Afrika ist da echt einfach strukturiert. Nach den üblichen Passformalitäten springen wir rasch wieder in unseren Rotel und sichern uns nach einer etwa zehnminütigen Fahrt zum Grenzfluss einen guten Platz in der Warteschlange. In diesem Moment fällt plötzlich Richard, einer von unseren sechs oder sieben Junggesellen auf, dass sein Sitznachbar fehlt! Nach einem hektischen Überprüfen sämtlicher anderer Sitzgenossen müssen wir leider einen weiteren Vermissten melden. Charly, unser Busfahrer, traut seinen Ohren nicht und ergießt sich fassungslos in urbayerischen Flüchen. Ich erspare mir gerade mal die Übersetzung davon und auch die Übersetzung der hessischen und schwäbischen Flüche der beiden verlustigen Rotelianer, die wohl ebenfalls ihren Augen nicht trauten, als sie einsam und verlassen an der Passkontrolle standen.
Diese natürliche Auslese männlicher Reisegefährten basiert sicherlich auf dem evolutionär angeborenen Tunnelblick des Mannes, der es Millionen Jahre gewohnt war, den Blick stets fest nach vorn in Richtung Säbelzahntiger zu richten, anstatt sich auch mal rechts und links seine Umgebung einzuprägen.
Da wir nun etwas länger, dafür aber immerhin wieder vollzählig noch auf der Seite Botswanas auf die Fähre warten müssen, werden wir dadurch jedoch mit einem einmaligen Bild belohnt:
Genau an dieser Stelle fließen der Chobe River und der Sambesi zusammen und verbinden sich zu einem großen Strom, der später die imposanten Victoria Fälle speist. Wir blicken auf der anderen Seite des Sambesi schon auf Sambia, während die letzte Landzunge Namibias, Caprivi-Streifen genannt, hier endet. Und nur ein paar Schritte neben uns verläuft schon die durch einen Stracheldrahtzaun markierte Grenze zu Simbabwe. Dieses Vier-Länder-Eck wird allerdings mittels etlicher, mit Maschinengewehren gewappneter Grenzer, bewacht. Auch die Überfahrt findet nur mit diesen schwerbewaffneten Grenzpolizisten statt, die zweifelsfrei den Ton dort angeben.
Als die Fähre anlegt, nimmt sie zugleich all unser europäisches Denken mit zurück nach Botswana, denn hier ab Sambia, wo das tiefe Schwarzafrika beginnt, herrschen eigene Gesetze und Maßstäbe.
Allein schon die Währung des Landes gestaltet sich abenteuerlich: 1 US Dollar entspricht knapp 5.000,- Kwacha. Was für eine scheiß Umrechnerei, aber vielleicht bin ich ja dann für einen Tag mal Millionärin?
Zuerst zeigt sich Sambia allerdings von seiner schönsten Seite:
Wir erreichen in der heißen Mittagssonne die imposanten und beinahe unbeschreiblichen Victoria Fälle, die David Livingstone am 16.11.1855 "entdeckt" hatte und ihnen zu Ehren seiner Königin deren heutigen Namen gab. Sprachlos stehe ich mit einer gefühlten Größe einer Ameise vor etwa 500 Millionen Liter Wasser, die pro Minute in einem ohrenbetäubenden Tosen auf einer Breite von 1,6 Kilometern und einer Falltiefe von 108 Metern in eine Schlucht stürzen. Dort kräuseln sich wild und ungezügelt über 60 Stromschnellen, die bei mir nur noch zu einer Schnappatmung führen, ob dieser herrlichen Naturgewalt.
Mir wird gewahr, dass ich soeben vor den größten Wasserfällen unserer Erde stehe und auf eines der Weltwunder blicke. Um mich herum spazieren sämtliche, vorwiegend farbige Nationalitäten, die ich vermutlich noch nicht mal vom Landesnamen her gehört habe. Und sie alle grüßen freundlich mit den gleichen Worten: "Merry Christmas".
Abends endet unsere Fahrt in einem Camp, welches von einem ehemals ostdeutschen Paar geleitet wird. Prägnant und stolz der Heimat parkt ein aufgemotzter Trabbi vor der Einfahrt, auf dessen Motorhaube ein "Germany-Adler" prangt. Nach dem Essen hocken wir nun alle in einer urgemütlichen und liebevoll eingerichteten Bar und hören in voller Lautstärke deutsche und englische Schlager, die vermutlich schon vor 20 Jahren vollkommen "out" waren.
Die Sepia genießt ihren kühlen Weißwein, der Großwildjäger leckt seine langsam verheilenden Wunden, Holger-Volker erklärt im pastoralen Ton dem Braunchen zum dritten Mal, dass der gerade aufgehende Mond derselbe ist, der just auch in Deutschland zu sehen ist, obgleich die Sternenbilder am Südhimmel andere sind. Theo spricht nicht mehr mit Richard, weil dieser ihn quasi an der Passkontrolle hat stehen lassen und Charly ist es nach dem fünften, zünftigen Bier langsam völlig egal, wieviel nervige Fahrgäste er letztenendes durch die afrikanische Steppe bringen muss.
Der Tropendoc leidet noch qualvoll an den Moskitostichen aus Kasane und erbettelt sich medizinische Creme und Mitleid, während Edeltraut ihrem Eberhard die Kissen ausschüttelt.
Und ich ... ich sitze da und denke sehnsuchtsvoll an meinen Schatz, der auf einem anderen Kontinent weilt.
Gute Nacht verrücktes Afrika!
Samstag, 24. Dezember 2011
24.12.2011 Schweinealarm und Besinnlichkeit
Heute ist Heiligabend! Das heißt, im Moment ist es noch Heiligmorgen und zwar der verdammt frühe Morgen: Um 4.30 Uhr beginnt der übliche Lärm beim Aufstehen im Rotel, denn noch vor Sonnenaufgang werden wir zu unserer Jeepsafari im Chobe Nationalpark starten. In vollkommener Dunkelheit, um auch ja kein Mückenluder zu wecken, dringen die gewohnten Geräusche des Tütenraschelns, verzweifelten Suchens der eigenen Klamotten, Flüche in jedem erdenklichen Dialekt, Poltern auf der Rampe, Trippeln und Knistern zu meinen Ohren.
In solchen Momenten hätte ich überhaupt kein Problem damit, wenn irgendein vollkommen ausgehungerter, afrikanischer Löwe zwei bis vier meiner lieben Reisegefährtinnen zum Frühstück verschlingen würde.
Nach einer raschen Katzenwäsche verteilen wir uns auf drei offene Jeeps und sind froher Erwartung, was dieser neue Tag uns wohl bescheren würde. Selbst der Großwildjäger ist zuversichtlich gestimmt, obgleich nun auch seine Füße in Verbände eingewickelt sind, dafür aber immerhin in offenen Rote-Kreuz-Sandalen stecken.
Und was soll ich sagen, aber wir wurden nicht enttäuscht!
Noch bevor wir den eigentlichen Chobe Park erreichen, müssen wir unsere Fahrt jäh unterbrechen, da eine ganze Herde von Elefanten die Straße vorrübergehend für sich beansprucht. Erst beim Anblick dieser so majestätischen und edlen Tiere wird einem schlagartig bewusst, wie klein und schwach der Mensch doch ohne seine ganze Technik und den teilweise dekadenten Luxus ist.
Und dieses Gefühl lässt mich auch nicht mehr los, als ich staunend wie ein kleines Kind und ausnahmsweise mal stillschweigend die sprunggewandten Impalas, frechen Paviane, stokeligen Warzenschweine, hochgewachsenen Marabus, edlen Weißkopfseeadler, schleichenden Schakale, grunzenden Flusspferde und lauernden Krokodile sehe. Zum Abschluss dieser beeindruckenden Safari belohnt uns auch noch die Königin des Dschungels mit ihrer werten Anwesenheit: Direkt vor uns ruht in stoischer Gelassenheit eine Löwin.
Apropos: Eine gehörige Portion Gelassenheit legte bei unserer Rückkehr allerdings auch eine ganze Warzenschweinfamilie hin. Unbeeindruckt des unsortierten und stinkenden Haufens Rotelianer, überrollten sie unser Lager und versuchten hinterhältig sich am späten Frühstück zu beteiligen. Sie ließen sich durch rein gar nichts davon abhalten und straften uns mit sturer Nichtbeachtung. Ich möchte jetzt nicht unbedingt behaupten, dass eine Rotte Warzenschweine neben einer wilden Gruppe langsam verwahrlosender Rotelianer kaum noch auffällt, aber Außenstehende könnten diesen Eindruck möglicherweise dennoch dabei erhalten.
Am späten Nachmittag nehmen wir an einer Bootsfahrt auf dem Chobe River teil und ich muss gestehen, dass dieses zu meinen schönsten Erlebnissen gehört, seit dem ich hier in Afrika bin. Zu beiden Seiten des Stromes öffnet sich eine unberührte Wildnis und lässt uns an einer der größten Elefantenpopulationen der Welt teilhaben. Sieben bis neun Herden kann ich vom Boot aus gleichzeitig betrachten, wie sie sich mit den klobigen Hippos vermischen, während vorwitzige Paviane zwischen ihnen herumtollen und pfeilschnelle Impalas an ihnen vorbei laufen. An den Ufern lauern träge riesige Krokodile, die jedoch plötzlich und ohne jegliche Vorwarnung ins Wasser peitschen.
Während wir bei schwülheißen Temperaturen die wunderbare und wilde Artenvielfalt der Natur genießen, befinden wir uns dabei ständig auf der Ländergrenze und können somit gleichzeitig auf der einen Seite Namibia und auf der anderen Seite Botswana betrachten.
Am frühen Abend taucht die untergehende Sonne den breiten Chobe River in rotgoldenes Licht, während wir aus unserem exklusiven Rotel-Plastikgeschirr ein einfaches aber köstliches Weihnachtsmahl zu uns nehmen, welches vom melodischen Grunzen der nahen Hippos begleitet wird. Und ... auch von dem einen oder anderen misslaunigen Mückenweib.
Ausnahmsweise verabschiede ich mich dieses Mal ganz still und leise von diesem Heiligen Abend in Afrika und verbeuge mich vor der großartigen Vielfalt und Schönheit der Natur.
"La nature ici c'est chapeau!"
Frohe Weihnachten.
In solchen Momenten hätte ich überhaupt kein Problem damit, wenn irgendein vollkommen ausgehungerter, afrikanischer Löwe zwei bis vier meiner lieben Reisegefährtinnen zum Frühstück verschlingen würde.
Nach einer raschen Katzenwäsche verteilen wir uns auf drei offene Jeeps und sind froher Erwartung, was dieser neue Tag uns wohl bescheren würde. Selbst der Großwildjäger ist zuversichtlich gestimmt, obgleich nun auch seine Füße in Verbände eingewickelt sind, dafür aber immerhin in offenen Rote-Kreuz-Sandalen stecken.
Und was soll ich sagen, aber wir wurden nicht enttäuscht!
Noch bevor wir den eigentlichen Chobe Park erreichen, müssen wir unsere Fahrt jäh unterbrechen, da eine ganze Herde von Elefanten die Straße vorrübergehend für sich beansprucht. Erst beim Anblick dieser so majestätischen und edlen Tiere wird einem schlagartig bewusst, wie klein und schwach der Mensch doch ohne seine ganze Technik und den teilweise dekadenten Luxus ist.
Und dieses Gefühl lässt mich auch nicht mehr los, als ich staunend wie ein kleines Kind und ausnahmsweise mal stillschweigend die sprunggewandten Impalas, frechen Paviane, stokeligen Warzenschweine, hochgewachsenen Marabus, edlen Weißkopfseeadler, schleichenden Schakale, grunzenden Flusspferde und lauernden Krokodile sehe. Zum Abschluss dieser beeindruckenden Safari belohnt uns auch noch die Königin des Dschungels mit ihrer werten Anwesenheit: Direkt vor uns ruht in stoischer Gelassenheit eine Löwin.
Apropos: Eine gehörige Portion Gelassenheit legte bei unserer Rückkehr allerdings auch eine ganze Warzenschweinfamilie hin. Unbeeindruckt des unsortierten und stinkenden Haufens Rotelianer, überrollten sie unser Lager und versuchten hinterhältig sich am späten Frühstück zu beteiligen. Sie ließen sich durch rein gar nichts davon abhalten und straften uns mit sturer Nichtbeachtung. Ich möchte jetzt nicht unbedingt behaupten, dass eine Rotte Warzenschweine neben einer wilden Gruppe langsam verwahrlosender Rotelianer kaum noch auffällt, aber Außenstehende könnten diesen Eindruck möglicherweise dennoch dabei erhalten.
Am späten Nachmittag nehmen wir an einer Bootsfahrt auf dem Chobe River teil und ich muss gestehen, dass dieses zu meinen schönsten Erlebnissen gehört, seit dem ich hier in Afrika bin. Zu beiden Seiten des Stromes öffnet sich eine unberührte Wildnis und lässt uns an einer der größten Elefantenpopulationen der Welt teilhaben. Sieben bis neun Herden kann ich vom Boot aus gleichzeitig betrachten, wie sie sich mit den klobigen Hippos vermischen, während vorwitzige Paviane zwischen ihnen herumtollen und pfeilschnelle Impalas an ihnen vorbei laufen. An den Ufern lauern träge riesige Krokodile, die jedoch plötzlich und ohne jegliche Vorwarnung ins Wasser peitschen.
Während wir bei schwülheißen Temperaturen die wunderbare und wilde Artenvielfalt der Natur genießen, befinden wir uns dabei ständig auf der Ländergrenze und können somit gleichzeitig auf der einen Seite Namibia und auf der anderen Seite Botswana betrachten.
Am frühen Abend taucht die untergehende Sonne den breiten Chobe River in rotgoldenes Licht, während wir aus unserem exklusiven Rotel-Plastikgeschirr ein einfaches aber köstliches Weihnachtsmahl zu uns nehmen, welches vom melodischen Grunzen der nahen Hippos begleitet wird. Und ... auch von dem einen oder anderen misslaunigen Mückenweib.
Ausnahmsweise verabschiede ich mich dieses Mal ganz still und leise von diesem Heiligen Abend in Afrika und verbeuge mich vor der großartigen Vielfalt und Schönheit der Natur.
"La nature ici c'est chapeau!"
Frohe Weihnachten.
Freitag, 23. Dezember 2011
23.12.2011 Auf der Piste ...
Das Frühstück verlief friedlich und in den sich bereits eingespielten Ritualen ab.
Holger-Volker, ein echter Lebenskünstler und praktischer Lösungsbeschaffer - er wird von uns so genannt, weil die Hyäne sich einfach nicht merken kann, dass er Volker und nicht Holger heißt - verteilt gutmütig an alle frischen Ingwer zur körperlichen Reinigung und Stärkung, während unser selbstverliebter Tropendoc sich wie üblich überall durchschnorrt, weil er einfach nichts mit dabei zu haben scheint.
Juan, ein vollkommen in sich ruhender Katalane frönt bereits seinen Thai-Chi-Übungen, während die Sepia wie immer stundenlang die Dusche besetzt. Vermutlich spült sie dabei die letzten Rotweinreste aus ihrem Innenleben heraus. Eberhard lässt sich königlich von seiner Edeltraut bedienen. Sie sind eines von den offiziellen zwei Paaren und er scheint im Laufe seines Ehelebens jegliche Selbstständigkeit verloren zu haben. Seitdem wir im Dschungel waren, vermisst Eberhard nun auch noch seine Brille und ich fürchte, dass er somit nicht mehr in der Lage sein wird, eigenständig seine Mahlzeiten zu sich zu nehmen ohne von Edeltraut gefüttert zu werden.
Der Bogen um den Großwildjäger wird immer größer, denn offensichtlich hat er für die gesamten drei Wochen nur ein Hemd und eine Hose mitgenommen. Dafür ist er von seinen Schuhen her bestens für die Besteigung des Kilimandscharos ausgerüstet, hat aber an einfache Sandalen nicht gedacht. Es wirkt schon ein bisschen abenteuerlich, wenn er mit seinem Schmiss auf der Nase, der bandagierten Hand und seinen im Okavango Delta getränkten Klamotten an den Frühstückstisch humpelt, weil seine Füße auch noch einen schlimmen Sonnenbrand erlitten haben, als er einmal seine Bergsteigerstiefel auszog.
Also, alles so wie immer.
Um Punkt 7.45 Uhr klappten wir unseren gemeinsamen Schlafsaal wieder zu und alle Rotelianer sind gewaschen und gekämmt abfahrbereit.
Der Drill sitzt!
Heute musste eine Fahrstrecke von rund 600 Kilometern hinter uns gebracht werden. Auf afrikanischen Pisten fühlt sich das locker wie 6000 Kilometer an und Rückenprobleme hat danach auch keiner mehr, weil man dieses Körperteil schlicht aus seinem Bewusstsein streicht. Belohnt werden wir jedoch mit dem herrlichen Anblick vieler Giraffen und Elefanten, die unmittelbar neben der Piste herlaufen. Warum zum Teufel haben wir uns überhaupt in den Dschungel geschlagen, wenn sich die Big Five einen Tag später direkt vor unser Fahrzeug werfen?!
Dreimal müssen wir einen sogenannten Seuchenteppich passieren, weil das Land Botswana dieses als Schutz gegen die Maul- und Klauenseuche so vorschreibt.
Während der Mittagspause entdecke ich ein kleines "Lädchen" am Straßenrand, in dem man sehr günstig gespendete Sachen aus Europa kaufen kann. Flugs zerre ich den stark verwilderten Großwildjäger dort hinein und verpasse ihm mit Hilfe der Berliner Krankenschwester ein Paar bereits getragene Sandalen. Dem edlen Spender sei Dank, der diese in seiner großen Gütigkeit Afrika gesponsort hatte!
Bei sengender Hitze erreichen wir am frühen Abend völlig durchgeschwitzt den Chobe Nationalpark. Obgleich wir beim Aussteigen sofort von einem Schwarm ausgehungerter Moskitoweibchen bis auf die Knochen herunter abgenagt werden, ist dennoch der Anblick unseres Lagers für die kommenden zwei Tage unbeschreiblich: direkt am Chobe-River bauen wir den Rotel auf und stellen die Frühstückstische fünf Meter von den lauernden Krokodilen im Fluss auf. Während die Sonne rotglühend im relativ breiten Strom versinkt, sieht man immer wieder die lustig aus dem Wasser heraushüpfenden Köpfe unzähliger Hippos. Ihr tiefes Grunzen begleitet uns die ganze Nacht. Genauso wie die Moskitoweiber.
Holger-Volker, ein echter Lebenskünstler und praktischer Lösungsbeschaffer - er wird von uns so genannt, weil die Hyäne sich einfach nicht merken kann, dass er Volker und nicht Holger heißt - verteilt gutmütig an alle frischen Ingwer zur körperlichen Reinigung und Stärkung, während unser selbstverliebter Tropendoc sich wie üblich überall durchschnorrt, weil er einfach nichts mit dabei zu haben scheint.
Juan, ein vollkommen in sich ruhender Katalane frönt bereits seinen Thai-Chi-Übungen, während die Sepia wie immer stundenlang die Dusche besetzt. Vermutlich spült sie dabei die letzten Rotweinreste aus ihrem Innenleben heraus. Eberhard lässt sich königlich von seiner Edeltraut bedienen. Sie sind eines von den offiziellen zwei Paaren und er scheint im Laufe seines Ehelebens jegliche Selbstständigkeit verloren zu haben. Seitdem wir im Dschungel waren, vermisst Eberhard nun auch noch seine Brille und ich fürchte, dass er somit nicht mehr in der Lage sein wird, eigenständig seine Mahlzeiten zu sich zu nehmen ohne von Edeltraut gefüttert zu werden.
Der Bogen um den Großwildjäger wird immer größer, denn offensichtlich hat er für die gesamten drei Wochen nur ein Hemd und eine Hose mitgenommen. Dafür ist er von seinen Schuhen her bestens für die Besteigung des Kilimandscharos ausgerüstet, hat aber an einfache Sandalen nicht gedacht. Es wirkt schon ein bisschen abenteuerlich, wenn er mit seinem Schmiss auf der Nase, der bandagierten Hand und seinen im Okavango Delta getränkten Klamotten an den Frühstückstisch humpelt, weil seine Füße auch noch einen schlimmen Sonnenbrand erlitten haben, als er einmal seine Bergsteigerstiefel auszog.
Also, alles so wie immer.
Um Punkt 7.45 Uhr klappten wir unseren gemeinsamen Schlafsaal wieder zu und alle Rotelianer sind gewaschen und gekämmt abfahrbereit.
Der Drill sitzt!
Heute musste eine Fahrstrecke von rund 600 Kilometern hinter uns gebracht werden. Auf afrikanischen Pisten fühlt sich das locker wie 6000 Kilometer an und Rückenprobleme hat danach auch keiner mehr, weil man dieses Körperteil schlicht aus seinem Bewusstsein streicht. Belohnt werden wir jedoch mit dem herrlichen Anblick vieler Giraffen und Elefanten, die unmittelbar neben der Piste herlaufen. Warum zum Teufel haben wir uns überhaupt in den Dschungel geschlagen, wenn sich die Big Five einen Tag später direkt vor unser Fahrzeug werfen?!
Dreimal müssen wir einen sogenannten Seuchenteppich passieren, weil das Land Botswana dieses als Schutz gegen die Maul- und Klauenseuche so vorschreibt.
Während der Mittagspause entdecke ich ein kleines "Lädchen" am Straßenrand, in dem man sehr günstig gespendete Sachen aus Europa kaufen kann. Flugs zerre ich den stark verwilderten Großwildjäger dort hinein und verpasse ihm mit Hilfe der Berliner Krankenschwester ein Paar bereits getragene Sandalen. Dem edlen Spender sei Dank, der diese in seiner großen Gütigkeit Afrika gesponsort hatte!
Bei sengender Hitze erreichen wir am frühen Abend völlig durchgeschwitzt den Chobe Nationalpark. Obgleich wir beim Aussteigen sofort von einem Schwarm ausgehungerter Moskitoweibchen bis auf die Knochen herunter abgenagt werden, ist dennoch der Anblick unseres Lagers für die kommenden zwei Tage unbeschreiblich: direkt am Chobe-River bauen wir den Rotel auf und stellen die Frühstückstische fünf Meter von den lauernden Krokodilen im Fluss auf. Während die Sonne rotglühend im relativ breiten Strom versinkt, sieht man immer wieder die lustig aus dem Wasser heraushüpfenden Köpfe unzähliger Hippos. Ihr tiefes Grunzen begleitet uns die ganze Nacht. Genauso wie die Moskitoweiber.
22.12.2011 Gruppenkoller und sonstige Erschöpfungszustände ...
Ich erwachte um 4.30 Uhr am frühen Morgen, obwohl ich so gut wie noch nie auf dieser Reise geschlafen hatte. Mit einer Österreicherin namens Ulli teile ich mir das Zelt und im Gegensatz zur sargengen Rotelkabine vermittelte dieses das Gefühl eines weiträumigen Palastes. Die letzten noch glühenden Holzscheite werden gerade vom Chief unserer farbigen Freunde zusammengestoßen und neu entfacht für den morgendlichen Kaffee. Unsere "local guides" hatten die ganze Nacht zwei Wachposten abgestellt, die in unregelmäßigen Abständen den Boden des Lagers abklopften um Schlangen, Skorpione und auch die hörbar nahen Flusspferde abzuhalten.
Meine Verdauung verschob ich mental gleich mal auf den nächsten Tag, wenn ich wieder in der Zivilisation bin und meinen Allerwertesten nicht über irgendwelche dunklen Schlangengruben halten muss.
Innerhalb einer halben Stunde wurden auch alle anderen wach und so rüsteten wir uns zu unserem erneuten Wildbeobachtungsspaziergang noch vor Beginn des Sonnenaufgangs. Wir sind uns dabei alle einig, dass ständiges Duschen, Zähneputzen oder gar Unterwäschewechsel heutzutage vollkommen überbewertet werden.
Nun mache ich es mal wieder kurz:
Die saufrühe Wildbeobachtung zeigte uns, dass auch alle "Little Five" schon wieder putzmunter unterwegs sind, während die "Big Five" vermutlich noch in ihren Kojen schlummerten. Ergo entdeckten wir einen Haufen Tierspuren und einen noch größeren Haufen an deren Scheiße. Ich könnte mich demnächst bei Wetten Dass bewerben, indem ich jedes afrikanische Tier an seinen Ausscheidungen erkenne. Immerhin sahen wir die Überreste eines gerissenen Springbocks hoch oben in den Ästen eines Kameldornbaumes, den der Leopard dorthin geschleppt hatte.
Ein einsames, erschrecktes Warzenschwein kreuzte unseren Weg, dessen entsetzter Blick auf die durch die Wildnis stampfende Gurkentruppe Bände sprach. Vermutlich haben uns sämtliche andere Wildtiere bereits auf zehn Kilometer Entfernung gerochen.
Zurück im Lager erfreuen wir uns immerhin an einem so einfachen wie köstlichen Frühstück im Busch. Sogar unser Großwildjäger war noch an Bord und wir hatten tatsächlich keine Verluste zu melden. Doch plötzlich bricht die Weltreisende mit ihrer hohen Quäkestimme gleichzeitig mit allen Männern unserer Gruppe einen Streit vom Zaun: Sie hielte das unmögliche Schnarchen nicht mehr aus und daher erwarte sie jetzt, dass sich gefälligst alle so umbetten, dass möglichst kein Mann mehr in ihrer unmittelbaren Nähe schläft. Davon abgesehen, dass dieses rein rechnerisch schon nicht möglich gewesen wäre, fragt sich natürlich jeder, warum die weltreisende Hyäne als einzige keine Oropax mitgenommen hatte. Also mal ehrlich, aber "Big Brother" im Fernsehen ist echt ein lahmer Kindergeburtstag gegen das hier!
Während der Umgangston erheblich lauter und rauher wird, versucht Adrian, unser schweizer Stuart von der Swiss Air, gewohnheits- und berufsbedingt die Wogen elegant zu glätten. Er ist eindeutig der höflichste Reisegefährte und räumt sogar umliegende Äste im Dschungel zur Seite, damit alle unfallfrei passieren können. Leider vergaß er auch Ameisenbärenlöcher abzudecken. Ich bin da allerdings um ein Vielfaches einfacher gestrickt und schnauze die Hyäne an, dass jeder, der eine Rotelreise bucht, eben auch eine solche bekommt.
Schlussendlich bleibt alles beim Alten und der erste Gruppenkoller ist beendet.
Der Chief und seine Jungs geleiten uns sicher in einer zweistündigen Mokorofahrt durch das unbeschreiblich weite und schöne Delta zu unseren wartenden Jeeps zurück.
Auf der Buckelpiste zum Rotel in Maun hat sich einzig ein kleiner Blutegel als blinder Passagier mit eingeschlichen und krallt sich nun oben auf einer Sitzkante fest, um sich auch mal die Luft der großen weiten Welt um die Nase blasen zu lassen. Wieder in der Zivilisation angekommen, stürzen beinahe alle gleichzeitig wie ein Heuschreckenschwarm in das zum Camp gehörende Swimmingpool oder belagern die Duschen.
Danach stärken wir uns im Restaurant eines naheliegenden Hotels, wobei einige noch dort direkt am Tisch vor Erschöpfung einschlafen.
Die Hitze ist so schwül und drückend, dass unsere Kleidung nicht mehr trocken wird. Bis jetzt hatten wir keinen einzigen Tropfen Regen erlebt, aber nun hören wir im Hintergrund ein angsteinflößendes Donnergrollen. Wer schon mal ein Gewitter in den Tropen erlebt hat, der weiß wovon ich rede.
Trotz einsetzenden starken Windes bleiben wir verschont und das Gewitter zieht an uns vorbei.
Zur Feier des Tages spendiert uns am späten Abend die Rotel Reiseleitung in einem eleganten Hotel ein exklusives Dinner unter dem Sternenhimmel des Südens. Glücklich und zufrieden kriecht danach jeder wieder in seine Rotelkabine in gewohnter Sarggröße und schläft voller Erlebnisse ein.
Wirklich alle?
Nun, wir wissen nicht, ob auch unsere weitgereiste Hyäne ins Land der Träume fand oder ob sie noch auf der Suche nach Ohrstöpseln ist. Allerdings kann sie ja immer noch auf die künftige Altersschwerhörigkeit hoffen, die ja sonst einwandfrei bei ihr funktioniert.
Meine Verdauung verschob ich mental gleich mal auf den nächsten Tag, wenn ich wieder in der Zivilisation bin und meinen Allerwertesten nicht über irgendwelche dunklen Schlangengruben halten muss.
Innerhalb einer halben Stunde wurden auch alle anderen wach und so rüsteten wir uns zu unserem erneuten Wildbeobachtungsspaziergang noch vor Beginn des Sonnenaufgangs. Wir sind uns dabei alle einig, dass ständiges Duschen, Zähneputzen oder gar Unterwäschewechsel heutzutage vollkommen überbewertet werden.
Nun mache ich es mal wieder kurz:
Die saufrühe Wildbeobachtung zeigte uns, dass auch alle "Little Five" schon wieder putzmunter unterwegs sind, während die "Big Five" vermutlich noch in ihren Kojen schlummerten. Ergo entdeckten wir einen Haufen Tierspuren und einen noch größeren Haufen an deren Scheiße. Ich könnte mich demnächst bei Wetten Dass bewerben, indem ich jedes afrikanische Tier an seinen Ausscheidungen erkenne. Immerhin sahen wir die Überreste eines gerissenen Springbocks hoch oben in den Ästen eines Kameldornbaumes, den der Leopard dorthin geschleppt hatte.
Ein einsames, erschrecktes Warzenschwein kreuzte unseren Weg, dessen entsetzter Blick auf die durch die Wildnis stampfende Gurkentruppe Bände sprach. Vermutlich haben uns sämtliche andere Wildtiere bereits auf zehn Kilometer Entfernung gerochen.
Zurück im Lager erfreuen wir uns immerhin an einem so einfachen wie köstlichen Frühstück im Busch. Sogar unser Großwildjäger war noch an Bord und wir hatten tatsächlich keine Verluste zu melden. Doch plötzlich bricht die Weltreisende mit ihrer hohen Quäkestimme gleichzeitig mit allen Männern unserer Gruppe einen Streit vom Zaun: Sie hielte das unmögliche Schnarchen nicht mehr aus und daher erwarte sie jetzt, dass sich gefälligst alle so umbetten, dass möglichst kein Mann mehr in ihrer unmittelbaren Nähe schläft. Davon abgesehen, dass dieses rein rechnerisch schon nicht möglich gewesen wäre, fragt sich natürlich jeder, warum die weltreisende Hyäne als einzige keine Oropax mitgenommen hatte. Also mal ehrlich, aber "Big Brother" im Fernsehen ist echt ein lahmer Kindergeburtstag gegen das hier!
Während der Umgangston erheblich lauter und rauher wird, versucht Adrian, unser schweizer Stuart von der Swiss Air, gewohnheits- und berufsbedingt die Wogen elegant zu glätten. Er ist eindeutig der höflichste Reisegefährte und räumt sogar umliegende Äste im Dschungel zur Seite, damit alle unfallfrei passieren können. Leider vergaß er auch Ameisenbärenlöcher abzudecken. Ich bin da allerdings um ein Vielfaches einfacher gestrickt und schnauze die Hyäne an, dass jeder, der eine Rotelreise bucht, eben auch eine solche bekommt.
Schlussendlich bleibt alles beim Alten und der erste Gruppenkoller ist beendet.
Der Chief und seine Jungs geleiten uns sicher in einer zweistündigen Mokorofahrt durch das unbeschreiblich weite und schöne Delta zu unseren wartenden Jeeps zurück.
Auf der Buckelpiste zum Rotel in Maun hat sich einzig ein kleiner Blutegel als blinder Passagier mit eingeschlichen und krallt sich nun oben auf einer Sitzkante fest, um sich auch mal die Luft der großen weiten Welt um die Nase blasen zu lassen. Wieder in der Zivilisation angekommen, stürzen beinahe alle gleichzeitig wie ein Heuschreckenschwarm in das zum Camp gehörende Swimmingpool oder belagern die Duschen.
Danach stärken wir uns im Restaurant eines naheliegenden Hotels, wobei einige noch dort direkt am Tisch vor Erschöpfung einschlafen.
Die Hitze ist so schwül und drückend, dass unsere Kleidung nicht mehr trocken wird. Bis jetzt hatten wir keinen einzigen Tropfen Regen erlebt, aber nun hören wir im Hintergrund ein angsteinflößendes Donnergrollen. Wer schon mal ein Gewitter in den Tropen erlebt hat, der weiß wovon ich rede.
Trotz einsetzenden starken Windes bleiben wir verschont und das Gewitter zieht an uns vorbei.
Zur Feier des Tages spendiert uns am späten Abend die Rotel Reiseleitung in einem eleganten Hotel ein exklusives Dinner unter dem Sternenhimmel des Südens. Glücklich und zufrieden kriecht danach jeder wieder in seine Rotelkabine in gewohnter Sarggröße und schläft voller Erlebnisse ein.
Wirklich alle?
Nun, wir wissen nicht, ob auch unsere weitgereiste Hyäne ins Land der Träume fand oder ob sie noch auf der Suche nach Ohrstöpseln ist. Allerdings kann sie ja immer noch auf die künftige Altersschwerhörigkeit hoffen, die ja sonst einwandfrei bei ihr funktioniert.
Donnerstag, 22. Dezember 2011
21.12.2011 Weitere Verluste und andere Verwahrlosungen ...
Sommeranfang in Botswana!
Wie üblich sitzen wir morgens um 7.00 Uhr bei einem leckeren Tässchen Pulverkaffee mit Pulvermilch unter freiem Himmel beim Frühstück. Die Temperaturen lassen bereits nicht mehr als ein Top und kurze Hosen zu. Dabei erfahre ich, dass die Unfallgefahr für einen Rotelianer beim Zubettgehen höher sein kann, als man annehmen sollte. Eine Mitreisende aus dem Schwabenland und von uns heimlich "Sepia" genannt, da sie nie beim Auf- und Abbau mithilft, hatte ihrer allabendlichen Gewohnheit gefrönt, diesen mit mindestens zwei, drei Bechern Rotwein zu beschließen. Offensichtlich waren es letzte Nacht wohl doch mehr Gläser gewesen, denn sie fiel direkt aus der obersten "Bettetage", als sie in ihr Nachtlager einsteigen wollte. Dabei riss sie auch gleich den gesamten Vorhang von ihren sechs umliegenden Bettnachbarn mit ab und polterte auf die aufgeklappte Rampe. Ich hatte den Vorfall verpasst, da ich mit dem "harten Kern" unserer Truppe erst später Einzug im Rotel gehalten hatte, was bei den Frühschläfern auch nicht gerade auf allergrößte Freude stieß.
Eine Stunde später besteigen wir zwei bereitgestellte Landrover, die uns zu unserer Zeltnacht im Dschungel bringen sollen. Nach einer eineinhalbstündigen, äußerst abenteuerlichen Pistenfahrt treffen wir auf zwölf Schwarzafrikaner, die unsere ständigen Begleiter die kommenden 24 Stunden werden. Mit urtümlichen Booten, den "Mokoros", werden wir in einer zweistündigen Fahrt in das einzigartige und unendlich groß erscheinende Okavango-Delta gebracht. Direkt unter uns die Krokodile wissend, schaukeln wir an schilfbewachsenen Ufern vorbei und bewundern dabei ein millionenfaches Meer von weißen und blauen Seerosen. Was für ein unfassbar schöner Anblick! Doch wer sich hier einmal in diesem Labyrinth von unzähligen Flussläufen verirrt, der findet nie mehr heraus. Wir kommen jedoch alle an unserem Landeplatz an, selbst unser Großwildjäger sitzt trocken und vergnügt in seinem Einbaum. Allerdings stolpert er ungünstig beim Ausstieg und fällt rücklings mitten ins Delta. Seinen farbigen Führer, der ihn retten will, reißt er dabei fast auch mit hinein.
Rasch wird das Nachtlager auf einer Lichtung errichtet, damit wir endlich zu unserem Wildbeobachtungsspaziergang starten können. Die Sepia und ich müssen wie immer noch mal kurz auf's "Klo" und verschwinden schnell im Busch. Wir wählen einen dicht bewachsenen Baum als Sichtschutz, doch noch bevor ich überhaupt begreife was los ist, höre ich vor mir nur einen erstickten Schrei und pralle frontal mit der Sepia zusammen. Ihr vorsichtig über die Schulter schauend, entdecke auch ich die grün glänzende Schlange, die sich direkt vor uns von einem Ast abseilt. An dieser Stelle gab es mich das erste Mal seit Beginn dieser Reise total schweigend. Mir kam kein Mucks mehr über die Lippen. Selbst zur Steinsäule erstarrt greift meine Reisegefährtin geistesgegenwärtig ihre Kamera und macht ein rasches Foto von der Schlange, bevor wir beschließen, einen anderen Baum zu wählen.
Im Lager zurückgekehrt zeigen wir das Schlangenfoto unserer Reiseleiterin, die relativ trocken bemerkt, dass es sich zweifelsfrei um eine giftige Baumschlange handelte.
Ich mache es kurz mit dem Wildbeobachtungsspaziergang:
Alles, was wir dabei im Dschungel entdeckten waren unzählige Tierspuren von Wasserbüffeln, Elefanten, Warzenschweinen und Hippos. Und deren Scheiße. Das alles durchschritten wir in einem dreistündigen Marsch bei gefühlten 45 Grad im Schatten. Begleitet wurden wir dabei stets von den "Little Five": Termiten, Spinnen, Raupen, Blutegeln und Moskitos.
Unsere Verluste beliefen sich dabei auf zwei Rotelianer:
Zum einen wollte ich für den liebsten Menschen der Welt ein schönes Blatt vom "Butterflytree" pflücken und stürzte dabei in das Loch eines Ameisenbären. Glücklicherweise hielt gerade keine weitere Schlange ihren Mittagsschlaf da drin und auch meine Knöchel blieben unverletzt.
Zum anderen befindet sich in unserer Gurkengruppe eine etwas ältere Hessin, die nicht nur mit ihrem Dialekt nervt, sondern auch damit, dass sie bereits die ganze Welt bereist hat. Als beratungsresistente "Weltreisende" ist sie somit auch die einzige, die keinen Kopfschutz und auch kein Wasser bei dem langen Marsch dabei hat. Am Ende legte sie für uns dann immerhin einen filmreifen Kreislaufkollaps hin mit einem totalen Zusammenbruch.
Als das traumhafte Okavango-Delta von der Dunkelheit der Nacht verschluckt wird, sitzen wir mit unseren lieben einheimischen Führern am Lagerfeuer und trinken Rotwein, während wir ihren urheimischen Gesängen lauschen und uns an ihren afrikanischen Tänzen ergötzen. Zum Schluss singen wir gemeinsam die Hymne von Botswana und bedanken uns mit dem einzigen deutschen Lied, was wir letztendlich zustande bekamen:
"Nachts auf der Reeperbahn um halb eins ...!"
Wie üblich sitzen wir morgens um 7.00 Uhr bei einem leckeren Tässchen Pulverkaffee mit Pulvermilch unter freiem Himmel beim Frühstück. Die Temperaturen lassen bereits nicht mehr als ein Top und kurze Hosen zu. Dabei erfahre ich, dass die Unfallgefahr für einen Rotelianer beim Zubettgehen höher sein kann, als man annehmen sollte. Eine Mitreisende aus dem Schwabenland und von uns heimlich "Sepia" genannt, da sie nie beim Auf- und Abbau mithilft, hatte ihrer allabendlichen Gewohnheit gefrönt, diesen mit mindestens zwei, drei Bechern Rotwein zu beschließen. Offensichtlich waren es letzte Nacht wohl doch mehr Gläser gewesen, denn sie fiel direkt aus der obersten "Bettetage", als sie in ihr Nachtlager einsteigen wollte. Dabei riss sie auch gleich den gesamten Vorhang von ihren sechs umliegenden Bettnachbarn mit ab und polterte auf die aufgeklappte Rampe. Ich hatte den Vorfall verpasst, da ich mit dem "harten Kern" unserer Truppe erst später Einzug im Rotel gehalten hatte, was bei den Frühschläfern auch nicht gerade auf allergrößte Freude stieß.
Eine Stunde später besteigen wir zwei bereitgestellte Landrover, die uns zu unserer Zeltnacht im Dschungel bringen sollen. Nach einer eineinhalbstündigen, äußerst abenteuerlichen Pistenfahrt treffen wir auf zwölf Schwarzafrikaner, die unsere ständigen Begleiter die kommenden 24 Stunden werden. Mit urtümlichen Booten, den "Mokoros", werden wir in einer zweistündigen Fahrt in das einzigartige und unendlich groß erscheinende Okavango-Delta gebracht. Direkt unter uns die Krokodile wissend, schaukeln wir an schilfbewachsenen Ufern vorbei und bewundern dabei ein millionenfaches Meer von weißen und blauen Seerosen. Was für ein unfassbar schöner Anblick! Doch wer sich hier einmal in diesem Labyrinth von unzähligen Flussläufen verirrt, der findet nie mehr heraus. Wir kommen jedoch alle an unserem Landeplatz an, selbst unser Großwildjäger sitzt trocken und vergnügt in seinem Einbaum. Allerdings stolpert er ungünstig beim Ausstieg und fällt rücklings mitten ins Delta. Seinen farbigen Führer, der ihn retten will, reißt er dabei fast auch mit hinein.
Rasch wird das Nachtlager auf einer Lichtung errichtet, damit wir endlich zu unserem Wildbeobachtungsspaziergang starten können. Die Sepia und ich müssen wie immer noch mal kurz auf's "Klo" und verschwinden schnell im Busch. Wir wählen einen dicht bewachsenen Baum als Sichtschutz, doch noch bevor ich überhaupt begreife was los ist, höre ich vor mir nur einen erstickten Schrei und pralle frontal mit der Sepia zusammen. Ihr vorsichtig über die Schulter schauend, entdecke auch ich die grün glänzende Schlange, die sich direkt vor uns von einem Ast abseilt. An dieser Stelle gab es mich das erste Mal seit Beginn dieser Reise total schweigend. Mir kam kein Mucks mehr über die Lippen. Selbst zur Steinsäule erstarrt greift meine Reisegefährtin geistesgegenwärtig ihre Kamera und macht ein rasches Foto von der Schlange, bevor wir beschließen, einen anderen Baum zu wählen.
Im Lager zurückgekehrt zeigen wir das Schlangenfoto unserer Reiseleiterin, die relativ trocken bemerkt, dass es sich zweifelsfrei um eine giftige Baumschlange handelte.
Ich mache es kurz mit dem Wildbeobachtungsspaziergang:
Alles, was wir dabei im Dschungel entdeckten waren unzählige Tierspuren von Wasserbüffeln, Elefanten, Warzenschweinen und Hippos. Und deren Scheiße. Das alles durchschritten wir in einem dreistündigen Marsch bei gefühlten 45 Grad im Schatten. Begleitet wurden wir dabei stets von den "Little Five": Termiten, Spinnen, Raupen, Blutegeln und Moskitos.
Unsere Verluste beliefen sich dabei auf zwei Rotelianer:
Zum einen wollte ich für den liebsten Menschen der Welt ein schönes Blatt vom "Butterflytree" pflücken und stürzte dabei in das Loch eines Ameisenbären. Glücklicherweise hielt gerade keine weitere Schlange ihren Mittagsschlaf da drin und auch meine Knöchel blieben unverletzt.
Zum anderen befindet sich in unserer Gurkengruppe eine etwas ältere Hessin, die nicht nur mit ihrem Dialekt nervt, sondern auch damit, dass sie bereits die ganze Welt bereist hat. Als beratungsresistente "Weltreisende" ist sie somit auch die einzige, die keinen Kopfschutz und auch kein Wasser bei dem langen Marsch dabei hat. Am Ende legte sie für uns dann immerhin einen filmreifen Kreislaufkollaps hin mit einem totalen Zusammenbruch.
Als das traumhafte Okavango-Delta von der Dunkelheit der Nacht verschluckt wird, sitzen wir mit unseren lieben einheimischen Führern am Lagerfeuer und trinken Rotwein, während wir ihren urheimischen Gesängen lauschen und uns an ihren afrikanischen Tänzen ergötzen. Zum Schluss singen wir gemeinsam die Hymne von Botswana und bedanken uns mit dem einzigen deutschen Lied, was wir letztendlich zustande bekamen:
"Nachts auf der Reeperbahn um halb eins ...!"
Dienstag, 20. Dezember 2011
20.12.2011 Erste Verluste und tollkühne Buschpiloten ...
Ein neuer Tag bricht an indem wir von den verschiedensten Vogelgesängen geweckt werden, die sogar das eintönige Schnarchen unserer männlichen Reisegefährten überdecken. Uns steht ein heißer Tag von angesagten 37 Grad bevor. Fröhlich sitzen alle Rotelianer um 7.00 Uhr draußen beim spartanischen Frühstück. Alle Rotelianer? Nein! Der Großwildjäger fehlt! Niemand hatte ihn seit 6.00 Uhr morgens mehr gesehen. Da er kein Kostverächter ist und sicherlich niemals ein Frühstück ausfallen lassen würde, fangen wir langsam an uns Sorgen zu machen. Nachdem er selbst kurz vor der geplanten Abfahrt um 8.00 Uhr immer noch nicht da ist, schwärmen wir aus um nach ihm zu suchen. Allerdings befinden wir uns mitten im Busch, der dicht von Akaziensträuchern bewachsen ist, die mit ihren langen, scharfen Dornen kaum ein Durchkommen zulassen. Ein Schritt hinein und schon sieht alles gleich aus. Zudem herrscht hier Schlangen- und Skorpiongefahr. Unsere Suche bleibt erfolglos. Charly, unser Busfahrer, eilt zur Campleitung, um eine Vermisstenanzeige aufzugeben. Doch in dem Moment erfahren wir dort, dass unser Großwildjäger weit draußen, fernab vom Lager, von Einheimischen aufgegriffen wurde, nachdem er Hilferufe abgegeben hatte. Ich fahre mit der sogleich gegründeten Rettungsdelegation im offenen Jeep hinten auf der Pritsche mit, um unseren Buschhelden wieder einzusammeln. Die Fahrt entpuppt sich allerdings als ein Abenteuer, da wir nun selbst ständig den scharfen Dornen der Akazien ausweichen müssen, die um uns herum peitschen. Wie gesagt, Erholungsurlaub hatten wir ja nicht gebucht. Unser verlustiger Großwildjäger trug von seinem kleinen Ausflug einen tiefen Schmiss auf der Nase und eine Handverletzung mit davon. Die Retter hatten zerkratzte Arme und eingerissene T-Shirts, aber die Gurkentruppe ist nun wieder komplett! Halali!
Erschöpft und außerordentlich brav sitzen wir nun im Bus und bewundern die einsame Buschlandschaft auf dem Weg nach Maun. Die kleine Stadt mitten im Zentrum des Ngami-Landes und Heimat des Tswana-Stammes wird auch das "Tor zum Okavango-Delta" genannt. Während der langen Fahrtzeit stelle ich dabei zufällig fest, dass mein Sitznachbar ein Tropenarzt ist. Das trägt jedoch keineswegs zu meiner allgemeinen Beruhigung bei, denn er ist der einzige, der kein Moskitonetz dabei hat und mich bereits auf Knien um Malariatabletten anbettelte, da er in mangelnder Vorbereitung auf die Expedition glaubte, diese nicht zu benötigen. Denn dann wüsste er ja, dass wir ab heute in die extremen Malariagebiete einreisen, wo uns sicherlich durch den verfrühten Regen der letzten Wochen die Moskitos bereits zähnefletschend erwarten.
Am frühen Nachmittag erreichen wir durchgeschüttelt wie immer auf der Linksverkehrpiste das Städtchen Maun.
Und nun ist es soweit: tollkühne Buschpiloten erwarten uns in ihren 5-Sitzer Einpropellermaschinen.
Unsere Gruppe wird von Tyron, dem Teufelskerl aus Südafrika betreut. Dieser Flug über das traumhaft schöne Okavango-Delta wird für mich stets unvergessen bleiben! Soweit das Auge reicht, schlängeln sich unzählige, dicht begrünte Flussläufe durch die ansonsten vollkommen trockene Kalahari-Wüste, während der Horizont einen einzigen geraden Strich bildet. Dschungel pur!
Tyron fliegt mehrfach extreme Kurven, um uns besser wilde Elefantenherden, Wasserbüffel und vor allen Dingen Flusspferde zeigen zu können. Auch Antilopen und sogar zwei Nashörner waten durch das größte Binnendelta unserer wunderbaren Erde.
Allerdings scheinen wir alle währenddessen hin und wieder mit unseren kürzlich zu uns genommenen Mageninhalten kämpfen zu müssen. Dass der neben mir sitzende Tropendoc sich kreidebleich an mir festkrallt, trägt auch nicht gerade zu meiner Entspannung bei.
Abends fahren wir noch mal nach Maun, um Lebensmittel für unser Nachtlager außerhalb der Stadt einzukaufen.
Dass unser morgens erst gerettete Großwildjäger beim Aussteigen aus dem Rotel um ein Haar von einem Auto überfahren wurde, soll hier nur noch kurz am Rande erwähnt werden. Ob wir ihn tatsächlich lebend bis zum Ende der Reise durchkriegen können, ist mittlerweile wohl noch fraglich.
Beim Abendessen stellen wir erleichtert fest, dass wir immer noch 17 Rotelianer sind.
Mal sehen, ob wir morgen Abend rechnerisch auch noch auf das gleiche Ergebnis kommen, denn dann werden wir direkt im Dschungel im Zwei-Mann-Zelt, selbstverständlich ohne Wasser oder Strom übernachten.
Gute Nacht, Botswana!
Erschöpft und außerordentlich brav sitzen wir nun im Bus und bewundern die einsame Buschlandschaft auf dem Weg nach Maun. Die kleine Stadt mitten im Zentrum des Ngami-Landes und Heimat des Tswana-Stammes wird auch das "Tor zum Okavango-Delta" genannt. Während der langen Fahrtzeit stelle ich dabei zufällig fest, dass mein Sitznachbar ein Tropenarzt ist. Das trägt jedoch keineswegs zu meiner allgemeinen Beruhigung bei, denn er ist der einzige, der kein Moskitonetz dabei hat und mich bereits auf Knien um Malariatabletten anbettelte, da er in mangelnder Vorbereitung auf die Expedition glaubte, diese nicht zu benötigen. Denn dann wüsste er ja, dass wir ab heute in die extremen Malariagebiete einreisen, wo uns sicherlich durch den verfrühten Regen der letzten Wochen die Moskitos bereits zähnefletschend erwarten.
Am frühen Nachmittag erreichen wir durchgeschüttelt wie immer auf der Linksverkehrpiste das Städtchen Maun.
Und nun ist es soweit: tollkühne Buschpiloten erwarten uns in ihren 5-Sitzer Einpropellermaschinen.
Unsere Gruppe wird von Tyron, dem Teufelskerl aus Südafrika betreut. Dieser Flug über das traumhaft schöne Okavango-Delta wird für mich stets unvergessen bleiben! Soweit das Auge reicht, schlängeln sich unzählige, dicht begrünte Flussläufe durch die ansonsten vollkommen trockene Kalahari-Wüste, während der Horizont einen einzigen geraden Strich bildet. Dschungel pur!
Tyron fliegt mehrfach extreme Kurven, um uns besser wilde Elefantenherden, Wasserbüffel und vor allen Dingen Flusspferde zeigen zu können. Auch Antilopen und sogar zwei Nashörner waten durch das größte Binnendelta unserer wunderbaren Erde.
Allerdings scheinen wir alle währenddessen hin und wieder mit unseren kürzlich zu uns genommenen Mageninhalten kämpfen zu müssen. Dass der neben mir sitzende Tropendoc sich kreidebleich an mir festkrallt, trägt auch nicht gerade zu meiner Entspannung bei.
Abends fahren wir noch mal nach Maun, um Lebensmittel für unser Nachtlager außerhalb der Stadt einzukaufen.
Dass unser morgens erst gerettete Großwildjäger beim Aussteigen aus dem Rotel um ein Haar von einem Auto überfahren wurde, soll hier nur noch kurz am Rande erwähnt werden. Ob wir ihn tatsächlich lebend bis zum Ende der Reise durchkriegen können, ist mittlerweile wohl noch fraglich.
Beim Abendessen stellen wir erleichtert fest, dass wir immer noch 17 Rotelianer sind.
Mal sehen, ob wir morgen Abend rechnerisch auch noch auf das gleiche Ergebnis kommen, denn dann werden wir direkt im Dschungel im Zwei-Mann-Zelt, selbstverständlich ohne Wasser oder Strom übernachten.
Gute Nacht, Botswana!
Montag, 19. Dezember 2011
19.12.2011 Der erste Landeswechsel ...
Das diese Reise kein Erholungsurlaub ist, wird spätestens allen gewohnten Langschläfern um 6.00 Uhr in der Frühe klar. Nach einer unruhigen Nacht mit den typischen Geräuschen des afrikanischen Busches, welche sich dieses Mal ausschließlich auf zirpende Grillen und laute Schnarcher beziehen, bricht nun das noch nicht durchorganisierte Chaos aus: Ausschlafen, elektrisches Licht, Persönlichkeitsrechte beim Kofferstellplatz oder gar eine Intimsphäre gehören zu den Dingen, die wir ganz sicher nicht gebucht haben. Doch wer das atemberaubende Vergnügen genießen darf, den rotglühenden Sonnenaufgang über der afrikanischen Savanne zu beobachten, der vergisst solche kleinen unbequemen Nebensächlichkeiten sofort. Das gemeinsame Frühstück unter freiem Himmel um Punkt 7.00 Uhr, bei schon bereits gefühlten 25 Grad lassen natürlich auch gern darüber hinweg sehen, dass Filterkaffee, frische Milch, Käse- und Wurstaufschnitt oder gar Vollkornbrot nicht zum Rotel-Frühstücksprogramm gehören.
Um 8.00 Uhr klappt die Rampe unseres Schlafhängers zu und alle 17 Rotelianer hüpfen gutgelaunt in den Expeditionsbus. Dieser ist selbstredend nicht mit einer Klimaanlage ausgestattet und verfügt auch nicht über einen Teppichboden, damit sich die Sandflöhe dort nicht zu wohl fühlen und auch Schlangen und Skorpione auf Anhieb besser zu erkennen sind. Da wir auf der Südhalbkugel nun Sommer haben, bedeutet dieses, dass die Schlangensaison angebrochen ist. Während unserer Buschpausen bedeutet dieses, dass wir dazu angewiesen sind, beim Pinkeln stets laut aufzutreten, um den Zusammenstoß mit Schlangen und Skorpionen möglichst gering zu halten.
Auf dem Weg zur Grenze von Botswana präsentiert sich uns die namibische Dornenbuschsavanne in einer unendlichen Weite, dessen Anblick durch die trockenen Graslandschaften in goldene Farben getaucht zu sein scheint. Während uns die ersten Ausläufer der Kalahari-Wüste erreichen, freuen wir uns über wilde Strauße mit Jungen sowie Oryxantilopen, welche immer wieder in der vorbei ziehenden Landschaft zu sehen sind.
Nach den Grenzformalitäten sind wir nun in Botswana unterwegs. Am frühen Abend erreichen wir unser Camp, welches einsam im Busch liegt und auch tatsächlich nur uns als einzige Gäste beherbergt. Während sich die Dämmerung über den typischen Habitus der Akazienbäume legt, stehen wir mucksmäuschenstill am Wasserloch und warten auf das durstige Wild. Dieses könnte allerdings länger dauern, denn uns wurde strikt verboten in die Nähe des Wasserlochs zu gehen, da die Tiere sehr scheu seien. Bis jetzt war jedoch das einzige was wir sahen unser Rotel-Großwildjäger, welcher beinahe in den Tümpel fiel, weil er diesen hautnah erkunden wollte.
Ein traumhafter Sonnenuntergang lässt den Tag mit Rotwein und Amarula ausklingen.
Um 8.00 Uhr klappt die Rampe unseres Schlafhängers zu und alle 17 Rotelianer hüpfen gutgelaunt in den Expeditionsbus. Dieser ist selbstredend nicht mit einer Klimaanlage ausgestattet und verfügt auch nicht über einen Teppichboden, damit sich die Sandflöhe dort nicht zu wohl fühlen und auch Schlangen und Skorpione auf Anhieb besser zu erkennen sind. Da wir auf der Südhalbkugel nun Sommer haben, bedeutet dieses, dass die Schlangensaison angebrochen ist. Während unserer Buschpausen bedeutet dieses, dass wir dazu angewiesen sind, beim Pinkeln stets laut aufzutreten, um den Zusammenstoß mit Schlangen und Skorpionen möglichst gering zu halten.
Auf dem Weg zur Grenze von Botswana präsentiert sich uns die namibische Dornenbuschsavanne in einer unendlichen Weite, dessen Anblick durch die trockenen Graslandschaften in goldene Farben getaucht zu sein scheint. Während uns die ersten Ausläufer der Kalahari-Wüste erreichen, freuen wir uns über wilde Strauße mit Jungen sowie Oryxantilopen, welche immer wieder in der vorbei ziehenden Landschaft zu sehen sind.
Nach den Grenzformalitäten sind wir nun in Botswana unterwegs. Am frühen Abend erreichen wir unser Camp, welches einsam im Busch liegt und auch tatsächlich nur uns als einzige Gäste beherbergt. Während sich die Dämmerung über den typischen Habitus der Akazienbäume legt, stehen wir mucksmäuschenstill am Wasserloch und warten auf das durstige Wild. Dieses könnte allerdings länger dauern, denn uns wurde strikt verboten in die Nähe des Wasserlochs zu gehen, da die Tiere sehr scheu seien. Bis jetzt war jedoch das einzige was wir sahen unser Rotel-Großwildjäger, welcher beinahe in den Tümpel fiel, weil er diesen hautnah erkunden wollte.
Ein traumhafter Sonnenuntergang lässt den Tag mit Rotwein und Amarula ausklingen.
Sonntag, 18. Dezember 2011
18.12.2011 Die Ankunft ...
7.00 Uhr morgens, Ortszeit Windhoek, Namibia. Good Old Germany hängt nun auf Grund der Winterzeit eine Stunde hinter uns her.
Strahlender Sonnenschein und eine sich stetig steigernde Hitze empfängt die sich soeben neu gebildete Rotelgruppe. Internationale Besetzung, Männerüberschuss, ein offensichtlich ausgebildeter Großwildjäger und durchaus trinkfeste Einzelkämpfer wollen sich nun der Herausforderung stellen, gemeinsam diese Expedition quer durch Afrika im gnadenlosen Gruppenzwang und mit dem Verzicht auf jegliche Zivilisation zu bestehen.
An Bord wären noch eine Krankenschwester, Lebenskünstler, Physiotherapeutin und natürlich Frauenversteher. Letztere verzweifeln allerdings gerade erst mal daran, sich selbst organisieren zu müssen. Die Gurkentruppe ist nun komplett.
Durch den absoluten Schlafmangel während des 10-Stunden Fluges schlappen wir übermüdet und verschwitzt durch das wunderschöne Hauptstädtchen Namibias. Windhoeks Christuskirche, das berühmte Reiterdenkmal, welches an Namibias Unabhängigkeit erinnert, der Soldatenobelisk, der facettenreiche Holzmarkt "Tikoloshe" sowie der beeindruckende Tintenpalast wird mit absoluter Contenance und Körperbeherrschung abgelaufen.
Nach einer kleinen Stärkung und dem enttäuschten Feststellen, dass in Windhoek zwar Märkte am Sonntag geöffnet haben, ein Alkoholkauf jedoch verboten ist, fahren wir am Abend zu unserem traumhaften Campingplatz hoch oben in den Auasbergen.
Es ist ein Grillabend unter dem unfassbar hell funkelnden Sternenhimmel angesagt. Wir wundern uns lediglich darüber, warum die Campingplatzbetreiber in Gummistiefeln durch die Gegend laufen. Was für merkwürdige Sitten hier. Doch der Grund dafür wird uns allen augenblicklich klar, als urgemütlich der erste giftige Skorpion aus dem Duschvorraum herausspaziert.
Ich beneide momentan meine Reisegefährten nicht, die ganz unten im Rotel ihre Schlafkabinen bezogen hatten.
Gute Nacht Afrika!
Strahlender Sonnenschein und eine sich stetig steigernde Hitze empfängt die sich soeben neu gebildete Rotelgruppe. Internationale Besetzung, Männerüberschuss, ein offensichtlich ausgebildeter Großwildjäger und durchaus trinkfeste Einzelkämpfer wollen sich nun der Herausforderung stellen, gemeinsam diese Expedition quer durch Afrika im gnadenlosen Gruppenzwang und mit dem Verzicht auf jegliche Zivilisation zu bestehen.
An Bord wären noch eine Krankenschwester, Lebenskünstler, Physiotherapeutin und natürlich Frauenversteher. Letztere verzweifeln allerdings gerade erst mal daran, sich selbst organisieren zu müssen. Die Gurkentruppe ist nun komplett.
Durch den absoluten Schlafmangel während des 10-Stunden Fluges schlappen wir übermüdet und verschwitzt durch das wunderschöne Hauptstädtchen Namibias. Windhoeks Christuskirche, das berühmte Reiterdenkmal, welches an Namibias Unabhängigkeit erinnert, der Soldatenobelisk, der facettenreiche Holzmarkt "Tikoloshe" sowie der beeindruckende Tintenpalast wird mit absoluter Contenance und Körperbeherrschung abgelaufen.
Nach einer kleinen Stärkung und dem enttäuschten Feststellen, dass in Windhoek zwar Märkte am Sonntag geöffnet haben, ein Alkoholkauf jedoch verboten ist, fahren wir am Abend zu unserem traumhaften Campingplatz hoch oben in den Auasbergen.
Es ist ein Grillabend unter dem unfassbar hell funkelnden Sternenhimmel angesagt. Wir wundern uns lediglich darüber, warum die Campingplatzbetreiber in Gummistiefeln durch die Gegend laufen. Was für merkwürdige Sitten hier. Doch der Grund dafür wird uns allen augenblicklich klar, als urgemütlich der erste giftige Skorpion aus dem Duschvorraum herausspaziert.
Ich beneide momentan meine Reisegefährten nicht, die ganz unten im Rotel ihre Schlafkabinen bezogen hatten.
Gute Nacht Afrika!
Donnerstag, 15. Dezember 2011
Vor der Abreise ...
Morgen ist der letzte Schultag. Juhu. Allerdings nur für mich, Jonas!!
Die vergangenen Wochen in der Schule waren schon recht nervenraubend gewesen und vermutlich wird aktuell der eine oder andere Kollege nicht allzu unentspannt darüber sein, mich bald im weit entfernten Busch zu wissen.
Allerdings, liebe Pauker, komme ich jedoch wieder!
Während in Deutschland mittlerweile die lausig kalte Regenzeit ausgebrochen ist, werden mich in Windhoek/Namibia ultratrockene 33°C im Schatten erwarten. Für ein heimatliches Regen-Event müsste ich da wohl gezielt auf den Flughafen spucken.
Die vergangenen Wochen in der Schule waren schon recht nervenraubend gewesen und vermutlich wird aktuell der eine oder andere Kollege nicht allzu unentspannt darüber sein, mich bald im weit entfernten Busch zu wissen.
Allerdings, liebe Pauker, komme ich jedoch wieder!
Während in Deutschland mittlerweile die lausig kalte Regenzeit ausgebrochen ist, werden mich in Windhoek/Namibia ultratrockene 33°C im Schatten erwarten. Für ein heimatliches Regen-Event müsste ich da wohl gezielt auf den Flughafen spucken.
Samstag, 3. Dezember 2011
Der Countdown läuft ...
Und das ist wohl auch das Einzige, was überhaupt läuft. Reisevorbereitungen oder zumindest ein mentales Einstimmen auf meine große Expeditionsreise belaufen sich auf unter Null.
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